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Anreise/Anfahrt

Stolperstein "Dr. Josef Loewenstein"

Geboren am 03.08.1867
Gestorben am 21.09.1942 in Treblinka

Vita

Dr. Josef Loewenstein (geboren 1867 in Überruhr) heiratete im Jahr 1897 Kläre Gans. Seit 1899 praktizierte der Mediziner zunächst am Grendplatz. In den Jahren kurz vor und um die Jahrhundertwende bekam das Ehepaar vier Söhne. Die Familie zog dann als Eigentümer in das Haus an der Königstraße, den heutigen Alten Zeilen. Die Praxis befand sich im Erdgeschoss. Josef Loewenstein gehörte zu den bekanntesten jüdischen Bürgern in der kleinen Stadt. Noch Jahrzehnte später sprachen Zeitzeugen voller Hochachtung von seinen fachlichen und menschlichen Qualitäten. Bis zu Beginn der dreißiger Jahre kamen seine Patienten aus allen Kreisen Steeles und Umgebung. Seine Frau starb im Jahre 1931.

Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten wurde seine Tätigkeit durch eine Verordnung bereits im April 1933 stark eingeschränkt: „Die Tätigkeit von Kassenärzten nichtarischer Abstammung wird beendet.“ In einem Schreiben vom September 1935 wurde eine Liste aller jüdischen Ärzte in Essen herausgegeben und allen Nationalsozialisten verboten, diese Ärzte in Anspruch zu nehmen. Es ist davon auszugehen, dass Nichtjuden die Praxis ihres früheren Hausarztes in der NS-Zeit in ihrer großen Mehrheit nicht mehr aufsuchten. Die Approbation der jüdischen Ärzte erlosch am 30. September 1938. Wie für alle anderen seiner jüdischen Berufskollegen bedeutete dies gleichzeitig ein Berufsverbot und die Aberkennung des Doktortitels. Vom allseits geachteten Arzt war Dr. Josef Loewenstein zu einem Außenseiter degradiert worden. Während des Novemberpogroms 1938 wurde seine Wohnungseinrichtung komplett zerstört. Aufgrund einer am 12. November 1938 verhängten Verordnung wurde den Juden die Zahlung einer Kontribution in Höhe von einer Milliarde RM auferlegt. Josef Loewenstein musste im Frühjahr 1939 sein Haus und Grundstück verkaufen, um seinen willkürlich festgelegten Anteil der „Sühneleistung“ zu bezahlen, ohne dass er Verfügungsgewalt über die Verkaufssumme hatte.

Drei seiner Söhne konnten nach der nationalsozialistischen Machtübernahme mit ihren Familien Deutschland noch verlassen und sich in Sicherheit bringen, während sein Sohn Rudolf, der zwischenzeitlich mit seiner Familie in Soest/Westf. wohnte und arbeitete, nach dem Novemberpogrom wieder nach Essen-Steele zum Vater zog. In den folgenden Jahren wohnte Josef mit Sohn, Schwiegertochter und zwei Enkeln bis zum Frühjahr 1942 in den Alten Zeilen 22, bevor er im Mai in die Barackensiedlung Holbeckshof eingewiesen wurde. Er kümmerte sich hier als fast 75-jähriger um jüdische Patienten. Am 21. Juli 1942 wurde er nach Theresienstadt verschleppt und von dort zwei Monate später nach Treblinka verbracht und dort umgebracht.

Literatur

Ingrid Niemann, Ludger Hülskemper-Niemann: Stolpersteine in Steele, Hrg. Steeler Archiv e.V., Essen 2015

Grund der Verfolgung

Grund der Verfolgung: Jude
Deportiert am: 21.07.1942
Deportiert nach: Theresienstadt

Stolperstein