Heinrich Reisner
Gestorben am 12.08.1969 in Essen
Geschäftsführendes Vorstandsmitglied und Leiter Haus der Technik, Oberbaurat und Honorarprofessor an
Ehrenbürger: Nein
Vita
Heinrich Reisner wurde am 19. Juli 1881 in Schrimm an der Warthe als Sohn des Guts- und Ziegeleibesitzers Adolf Reisner unter vier Kindern, von denen der älteste Sohn mit 15 Jahren starb, geboren.[1] Nachdem er das humanistische Gymnasium besucht hatte, studierte Heinrich Reisner 1900 Ingenieurswesen und Physik, Geographie und exakte Wissenschaften, wobei er sich mit Bauwesen, Maschinenbau, Bergbaukunde, Naturwissenschaften und Landwirtschaften beschäftigte. Bei dieser Fülle an Interessen und Studienschwerpunkten war es kein Wunder, dass er in seinem Studium viel rum kam: Universität Berlin, Technische Hochschule Charlottenburg, Bergakademie und Landschaftliche Hochschule Berlin, Forstakademie Eberswalde, Universität Breslau.[2] Nach diesen vielseitigen Studien machte er 1906 seine Diplomprüfung im Fachbereich Bauingenieurwesen. Nach dieser Prüfung war Heinrich Reisner für einige Jahre im Staatsbau- und Landes-Wasserwirtschaftsdienst in Schlesien und ab 1909 dann bei der Emschergenossenschaft und Ruhrtalsperrenverein in Essen[3] und bei den Kommunalverwaltungen als Referent und Dezernent tätig. Bei dieser Tätigkeit fühlte er sich immer mehr den Gemeinschaftsaufgaben des Ruhrgebietes verpflichtet.
So beschäftigte er sich mit der biologischen Selbstreinigungskraft von Flüssen und ebenfalls – durch sein Hobby Ballonfahrerei – mit der Reinhaltung der Luft.[4] Seine hervorragende wasserwirtschaftlich-mathematische Arbeit brachte ihm 1921 eine Promotionsstelle ein, welche er in Dresden mit Auszeichnung beendete.[5]
Im Jahre 1944 heiratete er und bekam einen Sohn – Heinrich Reisner Junior –, welcher Diplomingenieur wurde.
In der Zeit zwischen 1915 und 1933 war Heinrich Reisner Schriftleiter von technischen Zeitschriften mit dem Fachgebiet für technische und wirtschaftliche Gebiete beim Girardet Verlag in Essen.[6] Seit 1912 sah er eine Notwendigkeit darin, dass das „[…] Bildungswesen des Technikers auf eine neue und bewußte Stufe […] [gestellt werde]“.[7] Dies sei durch die Errichtung einer Fortbildungsinstitution möglich. Reisners Streben führte schließlich zur Gründung der Rheinisch-Westfälischen Gesellschaft für die exakten Wissenschaften. So gelang es Henrich Reisner durch die Unterstützung von namhaften Vertretern der Technik 1926, dass eine Fortbildungsstätte für Techniker mit dem Namen „Haus der Technik“ entstand.[8] Reisner definierte die Meilensteine dieses Weges so: Gesellschaft für die exakten Wissenschaften, Gesellschaft für Wissenschaft und Leben und Haus der Technik. Es war anfangs als Außenstelle der Technischen Hochschule Aachen konzipiert. Im Haus der Technik wurde Reisner zum Geschäftsführenden Vorstandsmitglied gewählt, dessen Stand er bis zum Nazi-Regine inne behielt. Die erste Vorlesung im Haus der Technik wurde am 21. November 1927 abgehalten.[9]
Im Jahre 1933 wurden Reisner durch das führende Nazi-Regime die Leitung des Hauses der Technik und die Schriftstelle im Girardet Verlag entzogen. Außerdem verbot man ihm politische Tätigkeiten.[10] Heinrich Reisner war jüdischer Abstammung, was ihm in dieser Zeit zum Verhängnis wurde. So wurde er 1944 in ein Gestapo-Arbeitslager in der Nähe von Holaminden eingeliefert und musste „[…] noch als 63-jähriger das Elend […] erleiden“.[11] Bereits ein Jahr später kam er wieder frei und begann mit dem Wiederaufbau seines Lebenswerkes. Noch sechs Jahre lang war Heinrich Reisner im Haus der Technik Leiter,[12] bevor er zurücktrat. Seit Juni 1946 war er ebenfalls Honorarprofessor an der Technischen Hochschule Aachen mit dem Lehrauftrag für Geschichte und Kultur der Technik.[13] Des Weiteren „[…] unterstützte [er] die Fortbildungsarbeit technisch-wissenschaftlicher Vereine“.[14]
Am 12. August 1969 verstarb er schließlich im Alter von 87 Jahren in Essen und wurde auf dem Friedhof Bredeney beigesetzt. Sein Grabstein zeigt, dass Heinrich Reisner mit seiner Familie – Margarethe und Heinrich (Sohn) – in einem Familiengrab liegt. Der Grabstein weist einige Witterungszeichen auf, ansonsten ist der rechteckige Stein intakt.
Durch seine Mitarbeit, seine Präsenz und seine Leitung verschiedener Vereine in und rund um Essen,[15] welche aufgrund ihrer Fülle hier nicht alle erwähnt werden können, ist Heinrich Reisner zu einem wichtigen Bürger der Stadt Essen geworden, so dass er zu seinem 85. Geburtstag – neben vielen weiteren Ehrungen, wie dem Titel des Ehrensenators der Technischen Hochschule Aachen – das goldene Siegel der Stadt Essen überreicht bekam.[16]Er ist ein bedeutender Mann für die Stadt Essen, da er sich für den Lernstand und die Weiterbildungsmöglichkeiten für Essener und aus dem Ruhrgebiet stammende Ingenieure einsetzte und so das wichtige Haus der Technik als Fortbildungsmöglichkeit in Essen erschuf. Wegen seinem Schaffen in Essen wurde im letzten Jahr der Platz zwischen dem Haus der Technik und dem Handelshof, welche sich beide in der Nähe des Essener Haupt-bahnhofes befinden, zum Heinrich-Reisner-Platz benannt. Auf diesem Platz befindet sich auch eine Statue, die vom Bildhauer Jürgen Ebert geschaffen wurde. Diese Statue zeigt Herrn Reisner mit einem Buch in der Hand auf einer Bank sitzend wie er zum Haus der Technik schaut.
Aus diesem und weiteren Gründen gehört Heinrich Reisner in diese Liste der bedeutenden Persönlichkeiten der Stadt Essen.
Fußnoten:
[1] Fritz Dieter Erbsloeh: Heinrich Reisner (1881-1969), In: Wolfhard Weber (Hrsg): Ingenieure im Ruhrgebiet, Münster 1999, S.257
[2] Erwin Dickhoff: Essener Köpfe - Wer war was?, Essen 1985, S. 190
[3] Dickhoff 1985, S. 190
[4] Heinrich Reisner (1881-1969), In: Lebensbilder aus dem rheinisch-westfälischen Industriegebiet, Jg. 1986/72, S. 122
[5] Peter Meinnicken: Prof. Dr.-Ing. Heinrich Reisner, In: Jahrbuch der rheinisch-westfälischen technischen Hochschule Aachen; 5. 1952/53, S.32
[6] Dickhoff 1985, S. 190
[7] Meinnicken 1952/53, S. 32
[8] Dickhoff 1985, S. 190
[9] Erbsloeh 1999, S. 268
[10] Lebensbilder Jg, 1986/72, S. 122
[11] Meinnicken 1952/53, S. 32
[12] Dickhoff 1985, S. 190 und Lebensbilder Jg, 1986/72, S. 123
[13] Dickhoff 1985, S. 190
[14] Lebensbilder Jg, 1986/72, S. 123
[15] Erbsloeh 1999, S. 262
[16] Lebensbilder Jg, 1986/72, S. 123
Literatur
• Dickhoff, Erwin: Essener Köpfe – Wer war was?, Essen 1985, S. 190.
• Erbsloeh, Fritz Dieter: Heinrich Reisner (1881–1969), In: Wolfhard Weber (Hrsg.) Ingenieure im Ruhrgebiet. (= Rheinisch-Westfälische Wirtschaftsbiographien, Band 17.) Aschendorff, Münster 1999, S. 257-274.
• Meinnicken, Peter: Prof. Dr.-Ing. Heinrich Reisner, In: Jahrbuch der rheinisch-westfälischen technischen Hochschule Aachen; 5. 1952/53, S. 31-32.
• Reisner, Heinrich (1881-1969), In: Lebensbilder aus dem rheinisch-westfälischen Industriegebiet, Jg. 1986/72, S. 122-123.