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Anreise/Anfahrt

Bilder der Person

Foto Wilhelm Weigle

Wilhelm Weigle

Geboren am 03.08.1862 in Rheinhausen-Friemersheim
Gestorben am 04.04.1932 in Essen
Beruf(/-e):

Pfarrer und Jugendseelsorger


Ehrenbürger: Nein

Vita

Am 03. August 1862 wurde Wilhelm Weigle als Sohn des dortigen Landpfarrers in Rheinhausen-Friemersheim geboren. Ab dem 15. Lebensjahr besuchte er das Gymnasium in Essen, welches er mit harten, unpersönlichen und nicht jugendlichen Erinnerungen verbindet. Hieran schloss er ein Studium der Theologie, obwohl er – trotz frommem Elternhaus – keinen tieferen Drang, sondern nur eine „[…] stille […] Sehnsucht im Herzen […]“[1] verspürte. Sein Studium verschlug ihn nach Berlin, Bonn, Basel und Utrecht.[2] Seinen starken, christlichen Glauben fand Wilhelm Weigle erst, als er den Bonner Theologieprofessor Christlieb traf.

Im Sommer 1882 fand die erste Nationaltagung der Jungmännerbünde statt. Hieran nahmen auch die befreundeten Theologiestudenten Wilhelm Weigle und Fritz Mockert teil, welche sich – unter dem Eindruck der Tagung – nun für die Schüler der höheren Schulen und deren Christusglauben einsetzen wollten. So begannen beide ihre Arbeit mit der Gründung je eines Bibelkreises.[3] Diese Arbeit verbreitete sich – was sie nicht ahnen konnten – bald über ganz Deutschland.

Sein weiterer Weg verschlug ihn im Jahre 1886 als Hilfsprediger zu dem bekannten Pastor Engels nach Nümbrecht im Bergischen Land,[4] wo er 1887 ordiniert wurde.[5] Im Jahre 1890 wechselte Wilhelm Weigle dann als selbstständiger Pfarrer nach Gruiten,[6] wo er sich weiter mit den Jugendlichen ab 14 Jahren beschäftigte. Diese Arbeit hatte er bereits als Hilfsprediger in Nümbrecht angefangen.

Im Alter von 32 Jahren verschlug es Wilhelm Weigle 1894 in die Altstadtgemeinde von Essen.[7] Seine Aufgabenbereiche waren vor allem die Gemeindearbeit und die Schulentlassenen. Für die Jugendlichen ab 14 Jahren gründete er in Essen ebenfalls eine besondere Gruppe.[8] So löste er sich mit dieser 1897 von der alten und begann als „Evangelischer Jugendverein“ seine selbstständige Arbeit.[9]

Wilhelm Weigles Erscheinung passte nicht zum zeitgenössischen Pfarrerbildnis. Deshalb war er eine „revolutionäre und dynamische Erscheinung“[10], da er unter anderen mit den Jungen wie ein Gleichaltriger spielte und wanderte. Außerdem lief er zum Entsetzen aller mit ihnen Schlittschuh. Des Weiteren gründete Wilhelm Weigle einen Trommler- und Pfeifer-Chor,[11] was ihm einen schlechten Ruf einbrachte, da Jesus selbst nicht pfeifend und trommelnd durch die Lande zog – so die Reaktionen. Ebenfalls ließ er die Jungen auf dem Spielplatz – oftmals in kurzen, weißen Hosen – spielen, was ihm Empörungen in der Gemeinde brachte. So musste „[…] Weigle […] hier als eine echter Pionier eine Mauer der Spießbürgerlichkeit nach der anderen durchbrechen“.[12]

Durch den enormen Ansturm wuchs der Jugendverein auf „1.600 aktive Mitglieder“[13], weshalb Wilhelm Weigle auch in Essen den Bibelkreis für höhere Schulen gründete, welcher einen großen Anklang fand. Außerdem rief er seit 1897 ein bis zwei Ferienfahrten im Jahr ins Leben, bei denen ca. 50 bis 60 Jungen immer teilnahmen.[14] Die erste Ferienfahrt fand 1897 statt.[15] Morgens hielt Wilhelm Weigle eine „[…] kurze, eindringliche Andacht“.[16] Danach spielte er mit ihnen im Wald und auf Feldern oder wanderte mit ihnen. Hiernach wurde der Tag dann – so wie er auch noch begonnen hatte – mit einem Lied beendet. Wilhelm Weigle machte hierbei keinen Unterschied zwischen den einzelnen Ständen der Jungen.[17] Seine Arbeit und sein Werk regten zum Nachahmen an, so dass ein früherer Präses der rheinischen Provinzsynode einmal sagte: „Durch Weigles stillen Dienst haben wir etwa 200 Pfarrer auf unsern Kanzeln stehen.“[18]

Da Weigles Jugendarbeit in einem alten, viel zu engen Gemeindehaus stattfinden musste, besorgte er für den Neubau eines Jugendhauses bei der Industrie und bei Behörden Geld und erreichte die Summe von 350.000 Gold. So konnte ein neues Gemeindehaus 1911 auf der Hohenburgstraße errichtet werden. „In selbstloser Einseitigkeit beschränkte sich Weigle nur auf seine Aufgabe innerhalb […] [Essens]“,[19] da er nicht berühmt werden wollte.

„Weigle hatte die seltene Gabe, in schlichten Worten das Evangelium auch in Massenversammlungen so zu verkünden, dass jeder sich als Einzelperson seelsorglich angesprochen fühlte.“ In Einzelgesprächen gewann man das gleiche Gefühl. So lässt sich die Arbeit von Wilhelm Weigle als Seelsorger am besten beschreiben, da „ […] jede Begegnung mit ihm zur Seelsorge […]“[20] wurde.

Im Jahre 1928 hatte Wilhelm Weigle körperlich keine Kraft mehr, so dass er ein Jahr später als Pfarrer zurücktreten musste. So starb Wilhelm Weigle am 04. April 1932 im Huyssenstift in Essen. Vier Tage später wurde er dann unter „riesiger Beteiligung seiner Freunde“[21] auf dem Ostfriedhof beigesetzt. Sein Grabstein, welcher rechteckig ist und oben drei leichte Treppenstufen besitzt, ist der von ihm und seiner Frau Luise. Er weist fast keine Witterungszeichen auf und ist vollständig intakt.

Durch die „Weiglestraße“ und das „Weiglehaus“[22] sind die Spuren seiner Arbeit noch heute präsent und geraten nicht in Vergessenheit. Das Weiglehaus befindet sich in der Hohenburgstraße 96 in Essen und die Weiglestraße ist direkt im Zentrum von Essen zu finden. Diese Präsenz seines Namens veranschaulicht die Wichtigkeit seiner Arbeit in Essen als einer der bedeutendsten Erziehungspersonen. Dies ist besonders bemerkenswert, da er seine beiden eigenen Söhne im Ersten Weltkrieg verlor.[23]Seine Jugendarbeit leistete Revolutionäres im Bereich der Erziehung – Vielleicht wäre heute alles anders, wenn es Wilhelm Weigle nicht gegeben hätte. Seine Aufopferung und Fürsorge für die Jugend bringt ihn auf die Liste der bedeutenden Persönlichkeiten in Essen.

Fußnoten:

[1] Hans Rohm: Pastor Wilhelm Weigle, dem Pionier der evangelischen Jugendarbeit zum 100. Geburtstag, In: Heimatstadt Essen, 4. 1962/63, S. 85

[2] Erwin Dickhoff: Essener Köpfe - Wer war was?, Essen 1985, S. 243

[3] Rohm 1962/63, S. 85

[4] Rohm 1962/63, S. 86

[5] Dickhoff 1985, S. 243

[6] Dickhoff 1985, S. 243

[7] Dickhoff 1985, S. 243

[8] Rohm 1962/63, S. 87

[9] Wilhelm Weigle – evangelischer Pfarrer, 1862-1932, In: Westdeutsche Allgemeine, 3. 1950 (13.April).

[10] Rohm 1962/63, S. 87

[11] Rohm 1962/63, S. 87

[12] Rohm 1962/63, S. 88

[13] Rohm 1962/63, S. 88

[14] Rohm 1962/63, S. 88f.

[15] Weigle WA 1950

[16] Rohm 1962/63, S. 89

[17] Rohm 1962/63, S. 89

[18] Rohm 1962/63, S. 89

[19] Rohm 1962/63, S. 90

[20] Rohm 1962/63, S. 91

[21] Rohm 1962/63, S. 92

[22] Dickhoff 1985, S. 243

[23] Weigle WA 1950

Literatur

• Dickhoff, Erwin: Essener Köpfe – Wer war was?, Essen 1985, S. 243.

• Rohm, Hans: Pastor Wilhelm Weigle, dem Pionier der evangelischen Jugendarbeit zum 100. Geburtstag, In: Heimatstadt Essen, 4. 1962/63, S. 85-92.

• Wilhelm Weigle – evangelischer Pfarrer, 1862-1932, In: Westdeutsche Allgemeine, 3. 1950 (13.April).

Grab

Ehrengrab: Nein
Friedhof: Ostfriedhof
Grablage: Link zum Stadtplan