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  • Mary Wigman

    Geboren am 13.11.1886 in Hannover
    Gestorben am 19.09.1973 in Berlin
    Beruf(/-e):

    Choreografin und Tänzerin


    Ehrenbürger: Nein

    Vita

    Am 13. November 1886 wird Karoline Sofie Marie Wiegmann, auch Mary genannt, in Hannover geboren. Sie ist die Tochter des Kaufmanns Heinrich Wiegmann und seiner Frau Amalie und hat drei weitere Geschwister: Bruno (1885-87), Heinrich (1890-1970), Elisabeth (1894-1981). Der ältere Bruder Bruno verstarb nach seinem zweiten Lebensjahr und so wuchs Mary mit ihren zwei jüngeren Geschwistern auf. Ihr Vater führte zusammen mit seinen Brüdern ein Fahrrad- und Nähmaschinengeschäft im Zentrum von Hannover, in dem sie auch Kolonialwaren verkauften. Trotz des Verlusts eines Kindes war das Familienleben der Wiegmanns idyllisch. Die Kinder wurden von einem Kindermädchen betreut und es wurde ihnen durch Reiseberichte und Erzählungen von der Welt berichtet.

    Ab dem Jahr 1892 besuchte Mary Wigman die Höhere Töchterschule in Hannover. Einige Jahre später, 1896 verstirbt ihr Vater, der schon länger an einer schweren Krankheit gelitten hatte. Noch vor seinem Tod hatte er seinen Zwillingsbruder Dietrich Wiegmann darum gebeten seinen Platz in der Familie einzunehmen und seine Frau und Kinder zu sich zu nehmen. So heirateten Amalie und Dietrich Wiegmann im Jahr 1898. Mary Wigman litt sehr unter dem Tod ihres Vaters, denn er war für sie ein Vorbild ihrer Kindheit. Doch Dietrich Wiegmann entwickelte sich ebenfalls zu einem guten Vater und die Familie konnte erneut ein unbekümmertes Leben führen.

    Nach ihrem Besuch der Höheren Töchterschule wollte Mary auf das Gymnasium, um dort ihr Abitur zu machen, da in Hannover um 1900 das erste Gymnasium für Mädchen eröffnet hatte und es nun auch Frauen erlaubt war, auf die Universität zu gehen. Doch ihre Eltern waren gegen den Besuch, Mary sollte stattdessen sollte Sprachen lernen. So ging sie ein paar Monate nach England und Frankreich, um dort die jeweiligen Sprachen zu erlernen. Sie verbrachte Zeit in einem englischen Mädchenpensionat in Peterborough und Folkstone und später besuchte sie eine Sprachschule in Lausanne in Frankreich. Als mit sechzehn Jahren nach Hannover zurückkehrte, nahm sie an Tanzstunden teil, wo sie ihre Liebe zum Tanz entdeckte.

    Währenddessen bereitete sich Marys Mutter Amalie auf die Vermählung ihrer Tochter vor. Sie wollte, wie es damals üblich war, ihre Tochter jung verheiraten. Mary willigte in eine Hochzeit mit einem Mann, der ihr vorher den Hof gemacht hatte. Doch sie war mit dieser Entscheidung nicht zufrieden und die Verlobung wurde ein Jahr später, 1905, gelöst. Im Herbst 1910 begann Mary dann ein Studium bei einer künstlerischen Bildungsanstalt in Hellerau in der Nähe von Dresden, welches von dem Schweizer Musikprofessor Émile Jaques-Dalcroze (1865-1950) eröffnet wurde. Dieser hatte eine neue Tanztechnik entwickelt, bei der man „durch gymnastische Übungen musikalische Rhythmik erlenen konnte.“[1] Im Frühjahr 1912 schloss Mary ihr Studium mit einem Diplom als Lehrerin für Tanz und Rhythmik ab. Über ihren Musikprofessor Jaques-Dalcroze bekam sie das Angebot, die Leitung einer Bildungsanstalt in Berlin zu übernehmen. Doch Mary Wigman war mit einem Leben als einfache Turn- und Gymnastiklehrerin nicht zufrieden. Sie strebte nach dem Konzept des „freien Tanzes“. So besuchte sie 1913 die Schule für Kunst des Münchener Tanzlehrers Rudolf von Laban in Monte Verità in Ascona. Hier lernte sie „frei von der Musik“[2] zu sein und den Tanz als eine Art Kunst zu sehen.

    Im Februar 1914 stand Mary Wigman zum ersten Mal als professionelle Tänzerin auf der Bühne und hatte ihren ersten Solotanz-Auftritt in München mit den Stücken „Hexentanz“ und „Lento“.[3] Nun arbeitete sie auch selbst in der Schule in Monte Verità mit, später war sie dann in der Laban-Schule in Zürich beschäftigt. Im Herbst 1919 wurde sie in Hamburg zum ersten Mal als neue deutsche Künstlerin gefeiert. Der Durchbruch gelang ihr dann später in Dresden kurz vor ihrem 33. Geburtstag.[4] Zuvor hatte Laban ihr den Künstlernamen „Mary Wigman“ verliehen, den sie von nun an mit Stolz trug.

    Im Jahr 1920 entschloss sich Mary nach Dresden zu ziehen und dort ihre eigene Tanzschule zu eröffnen. Mit ihrer Freundin Berthe Trümpy und ihrer unverheirateten Schwester Elisabeth kaufte sie sich ein Haus in Dresden und im Herbst des gleichen Jahres eröffnete sie die „Wigman-Schule“ mit acht Schülern. Erst nach zwei Jahren entwickelte sich die „Wigman-Schule“ zu einer richtigen Lehranstalt mit ca. 360 Schülern: „Im Mittelpunkt [stand] die Freiheit des Einzelnen. Keine Schülerin [sollte] lernen, so wie sie selbst zu tanzen, sie [sollten] vielmehr zu ihrer eigenen Ausdrucksweise finden“.[5] Zu den berühmtesten Schülern gehörten Gret Palucca (1902-1993) und Harald Kreutzberg (1902-1962).[6] Zudem arbeitete Mary Wigman als Choreografin für deutsche Theaterhäuser. Mit ihren Schülern reiste sie in verschiedene Städte, um dort aufzutreten. Dennoch waren die Einnahmen, die sie bei den Auftritten machten, nicht ausreichend, um alle Kosten für die Schule zu decken.

    1929 kam es dann zu Mary Wigmans erster USA-Reise, die von dem Amerikaner Sol Hurok, der sie unter Vertrag genommen hatte, vorbereitet wurde. Von Dezember 1929 bis März 1930 reiste sie durch die Vereinigten Staaten und gab in Städten von New York bis San Francisco mit ihrer Tanzgruppe zusammen Auftritte. Sie bekam reichlich Anerkennung für ihre Kunst und in den folgenden Jahren darauf fanden erneut zwei weitere USA-Tourneen statt.

    Als Mary Wigman 1933 nach ihrer letzten USA-Tournee, die ein Misserfolg war, zurückkehrte, hatte der Machtübergriff der Nationalsozialisten stattgefunden. Zudem wurden ihrer Tanzschule in Dresden keine staatlichen Subventionen mehr gezahlt. Daher musste ihre Tanzgruppe aufgelöst werden und ihre Schule wurde nun von dem nationalsozialistischen Gymnastiklehrer Hans Huber übernommen. Dennoch kreierte sie für die Olympischen Spiele 1936 eine Choreografie, die sie „Totenklage“ nannte und führte sie zu Beginn der Spiele mit 80 Tänzerinnen auf. Ihre Haltung gegenüber den Nationalsozialisten war widersprüchlich, denn zunächst sah sie in dem Regime eine Art „Massenchoreografie“. Außerdem wurde sie von ihrer Beziehung zu einem Mann namens Hanns Benkert, der leidenschaftlicher Anhänger des Regimes war, beeinflusst und in gewisser Weise geschützt. Erst später wurde ihre Tanzkunst als „entartete Kunst“ angesehen. 1941 trennte sie sich von Hanns Benkert und verlor gleichzeitig ihre Tanzschule in Dresden.

    „Mary Wigmans Haltung nach 1933 ist zwiespältig. Sie entwarf Choreografien für die Deutschen Tanzfestspiele und die Olympischen Spiele. Die Nationalsozialisten, die den Ausdruckstanz zunächst für ihre Selbstinszenierungen nutzten, strichen ihr bald jegliche Unterstützung. In ihrer Arbeit zunehmend eingeschränkt, verkaufte sie 1942 ihre Schule, verabschiedete sich als Solotänzerin und übernahm einen Lehrauftrag an der Hochschule für Musik in Leipzig“[7]

    Nach dem Zweiten Weltkrieg gründete sie in Leipzig erneut eine Schule, doch mit Gründung der Deutschen Demokratischen Republik drohte eine Schließung der Schule. In Westberlin gründete sie dann 1949 das „Wigman-Studio“, welches 1967 geschlossen wurde. Mary Wigman war mittlerweile 80 Jahre alt geworden und hatte schon zwei Herzanfälle erlitten. Ihre letzten Lebensjahre verbrachte sie in Ascona, wo ihre Karriere begonnen hatte und sich noch viele ihrer engsten Freunde befanden. Ihre gute Freundin Hanya Holm, die ebenfalls eine von Marys Schülerinnen in der Dresdener „Wigman-Schule“ war und zu der sie eine besondere Freundschaft entwickelte, begleitete sie und sorgte für Mary Wigman.

    Am 18. September 1973 verstarb Mary Wigman in Berlin. Sie hatte zuvor einen Sturz erlitten und musste ins Krankenhaus gebracht werden. Die Trauerfeier fand am 27. September statt. Die Trauerrede hielt Gret Palucca. Schon zu Lebzeiten hatte Mary Wigman vereinbart, dass sie auf dem Familiengrab beigesetzt werden sollte. An dem Familiengrab im Ostfriedhof in Essen befindet sich ein besonderer Grabstein für Mary Wigman.[8]

    Spuren finden sich in Essen leider kaum. Dennoch hatte Mary Wigman es geschafft mit der Kreation einer modernen Art der Tanzkunst ein Ansehen in der Gesellschaft zu erlangen, was zu der Zeit für eine Frau ungewöhnlich war. Sie hatte sich als junge Frau gegen die Erwartungen aller gestellt, um ihren Traum vom „freien Tanzen“ zu verwirklichen.

    Ehrungen

    • 1953 Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland

    • 1954 Schillerpreis der Stadt Mannheim

    Fußnoten:

    [1] Müller S. 18-19

    [2] Müller S. 41

    [3] Delius S. 18

    [4] Homepage Dieter Wunderlich

    [5] Müller S. 77

    [6] Homepage Dieter Wunderlich

    [7] www.hannover.de: Broschüre: Mary Wigman - Tanzlegende

    [8] Haus der Essener Geschichte Bestand

    Literatur

    • von Delius, Rudolph : Mary Wigman, Dresden 1925

    • Haus der Essener Geschichte: Bestand 671, Ordner Nr. 99

    • Müller, Hedwig: Mary Wigman – Leben und Werk der großen Tänzerin, Berlin 1986

    Internetquellen

    Homepage Dieter Wunderlich

    Mary Wigman Archiv

    Grab

    Ehrengrab: Nein
    Friedhof: Ostfriedhof
    Grablage: Link zum Stadtplan