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Anreise/Anfahrt

Stolperstein "Toni Marcus geb. Bellerstein"

Geboren am 14.02.1875
Gestorben am 16.05.1944 in Auschwitz-Birkenau

Vita

Biographie überarbeitet 2024 durch:
Eheleute Hülskemper-Niemannn

Toni Marcus

„Ich konnte sehen, dass sie keinen Judenstern trug.“

Toni Bellerstein wird am 14. Februar im 1875 in Mönchengladbach geboren. 1896 heiratet sie den 14 Jahre älteren Gerichtsassessor Emil Marcus aus Kamen. Im gleichen Jahr bringt sie ihren ersten Sohn Paul zur Welt. Emil Marcus wird zum Amtsrichter befördert und zieht mit seiner jungen Frau ein Jahr später nach Steele. Im Jahre 1898 wird ihr zweiter Sohn geboren. Dieser stirbt jedoch vermutlich noch im Kindesalter.

Zunächst gehört das Ehepaar der jüdischen Gemeinde Steele an, bevor beide in die evangelische Kirche eintreten. Die Familie ist vermögend und in Essen-Steele hoch angesehen. Vor 1933 gehört die Familie ohne Zweifel zur privilegierten Gesellschaft. Der Sohn Paul Marcus absolviert am Städtischen Gymnasium in Steele das Abitur und wird Arzt. Er wandert später in die USA aus, gründet eine Familie und entkommt dem Holocaust. Amtsgerichtsrat Emil Marcus stirbt schon 1924. Frau Marcus geht keine neue Ehe ein.

Frau Marcus tritt am 20. April 1935 in die Katholische Kirche ein. Sie wird an diesem Tag von dem Geistlichen Joseph Emonds in der Laurentius-Kirche aufgenommen. Vorübergehend hält sie sich bei der Familie Emonds auf deren Bauernhof in Erkelenz-Terheeg auf, muss aber aufgrund antisemitischer Stimmung in dem kleinen Dorf wieder nach Steele zurückkehren.

Ab dem 19. September 1941 wird sie verpflichtet den Judenstern tragen. Sie macht eine Eingabe beim Reichsinnenministerium und argumentiert u.a.: „Kurz nach meiner Verheiratung traten mein Mann und ich im Jahre 1903 gerichtlich aus der jüdischen Religionsgemeinschaft aus. Unsere Kinder gehören ebenfalls nicht der israelitischen Religion an… Es wäre für mich unerträglich, wenn ich nach fast 40jähriger Abwendung von der israelitischen Religionsgemeinschaft gezwungen werden sollte, den Judenstern zu tragen.“

Selbstverständlich hat der Einspruch keinen Erfolg. Im Frühjahr 1942 muss sie ihr Haus am Eickelkamp verlassen und wird für einige Monate ins Barackenlager Holbeckshof zwangsumgesiedelt. Sie wird während dieser Zeit von einem Steeler Geschäftsmann denunziert, der sie angeblich in der Öffentlichkeit ohne den Judenstern gesehen hat. Auf eine Verfolgung dieser „Straftat“ verzichtet die Gestapo, da „die Jüdin M. am 21.7.42 in das jüdische Altersghetto nach Theresienstadt … evakuiert worden ist.“ Noch fast zwei Jahre lebt sie dort, bevor sie im Mai 1944 nach Auschwitz-Birkenau deportiert und unmittelbar danach ermordet wird.

Literatur

Zur Teilnahme am Geschichtswettbewerb des Bundespräsidenten, DENUNZIERT – VERFOLGT - ERMORDET Frau Marcus, Das Schicksal einer jüdischen Frau im Nationalsozialismus von Jacqueline Brockob, Sarah Heyer, Hanna Jakobi, Anja Kremer, Carolin Maurin, Katja Schöpgens, Tutorin: Janine Geuer

Ingrid Niemann, Ludger Hülskemper-Niemann: Stolpersteine in Steele 2024

Grund der Verfolgung

Grund der Verfolgung: Jüdin
Deportiert am: 21.07.1942
Deportiert nach: Theresienstadt

Stolperstein