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Anreise/Anfahrt

Stolperstein "Grete Oppenheimer verh. Callmann"

Geboren am 15.12.1913

Vita

"Grete Oppenheimer, verh. Callmann, wurde am 15. Dezember 1913 in Gladbeck geboren. Sie besuchte dort die Volksschule und anschließend das Lyzeum (heute Riesenergymnasium), wo sie 1930 die Mittlere Reife erlangte. 1933 bestand sie die Aufnahmeprüfung für die Musikklasse der Essener Folkwangschule, um Musiklehrerin werden zu können. Sie wurde dann aber „aus rassischen Gründen“ nicht zum Studium zugelassen. Trotz Bemühungen war eine Ausbildung in einem anderen Beruf nicht möglich. Am 6. Oktober 1938 heiratete sie in Essen den Kaufmann Max Callmann (geb. am 23. Juni 1892 in Herne), der von 1924 bis 1933 Geschäftsführer der Karstadt-Filiale in Wilhelmshaven und ein ehemaliger Kollege sowie guter Bekannter ihres Vaters war. Die jüdische Trauung unter Leitung des Rabbiners Hugo Hahn fand am 9. Oktober 1938 in der Essener Synagoge statt, im Übrigen bei einer Doppelhochzeit gemeinsam mit ihrem Bruder Walter und seiner Gattin Katharina (""Käthe""). Nach der Heirat zog (nun) Grete Callmann mit ihrem Mann am 21. Oktober 1938 in die Essener Schlageterstraße 77 (heutige Friedrich-Ebert-Straße).

Durch die Hilfe der brasilianischen Konsulatsangestellten Aracy Moebius de Carvalho gelang dem Ehepaar Callmann im Dezember 1938 von Hamburg per Schiff nach Brasilien zu emigrieren. 70 Jahre später schilderte Grete Callmann einer brasilianischen Journalistin die Umstände der Flucht aus Deutschland mit Hilfe des brasilianischen Konsulats in Hamburg (vgl. den Artikel in der brasilianischen Zeitschrift „Epoca“ vom 14. April 2008):

„Ich erinnere mich daran als ob es gestern gewesen wäre“, sagt Grete: „Mein Mann fuhr in alle Städte Deutschlands, in denen es Konsulate Brasiliens und der Vereinigten Staaten gab. Eines Tages rief er mich an und teilte mir mit, dass in Hamburg die Möglichkeit bestünde, im brasilianischen Konsulat ein Visum zu erhalten. Am nächsten Tag saßen wir in einer Ecke eines Saales voller Flüchtlinge und warteten. Plötzlich wurden wir von einer jungen Frau aufgerufen. Es war Frau Aracy. Sie händigte uns ein Visum aus, das uns ermöglichte, nach Brasilien einzureisen. Wir hätten gern bezahlt, aber sie sagte: ‚Sie schulden mir nichts.‘“

Im Artikel wird nachfolgend der Auslöser für die Flucht aus Deutschland herausgestellt:

""In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 war Grete Callmann in ihrer Wohnung in Essen. Sie hatte vor kurzem den ehemaligen Leiter eines großen Kaufhauses in Essen, Max Callmann, geheiratet. Wie alle anderen Juden verlor er seinen Posten aufgrund einer nationalsozialistischen Verordnung. Danach hielten sich Grete und Max Callmann mit einer Schürzenfabrik über Wasser.

In dieser Nacht war Grete durch Max‘ Schnarchen wach geworden. Sie nahm ein Kopfkissen und eine Decke und legte sich auf das Sofa im Wohnzimmer. 'Ich wurde um 5 Uhr nachts durch einen schrecklichen Lärm, der von der Straße kam, geweckt. Die Nazis zerstörten alles, was aus Glas war, z. B. die Fenster der Geschäfte...', berichtet sie. Sie weckte ihren Mann: 'Etwas Schreckliches geht vor.' Am nächsten Tag hat die Welt erfahren, dass die Nationalsozialisten viele Juden ermordet, Synagogen, Geschäfte und jüdische Unter- nehmen in Brand gesteckt, geplündert und zerstört und darüber hinaus noch fast 30.000 Menschen in Konzentrationslager geschickt hatten. Die so genannte 'Kristallnacht' war der Anfang von dem, was heute als Holocaust bezeichnet wird.'Vor der Abfahrt nach Hamburg sah ich meine Mutter am Bahnhof fast ohnmächtig werden', erzählt Grete: 'Es war das letzte Mal, dass ich sie sah.' Die 94-jährige Grete weint leise. Ihre Tränen fließen langsam und ununterbrochen, als hätte sie nie aufgehört zu weinen.""

Das Ehepaar Callmann reiste am 28. Dezember 1938 aus Deutschland aus und fuhr per Schiff nach Rio de Janeiro in Brasilien, wo es später in Sao Paulo wohnte. Max Callmann starb dort am 23. Juni 1977, seine Frau am 16. März 2010.

"

Literatur

"Caspary, Susanne und Thomaz (Tochter und Schwiegersohn des Ehepaars Callmann): Persönliche Dokumente aus dem Nachlass des Ehepaars Grete und Max Callmann.

Época (2008): „A lista de Aracy“, „Revista Época“, Editora Globo, nr. 517,14.04.2008, verfasst durch die Journalistin Eliane Brum, Rio de Janeiro.

Hinken, Günter/Rudolph, Melanie/Völzke, Reinhard/Weiler, Sabine (2015): Stolpersteine in der Von-Einem-Straße und Von-Seeckt-Straße in Essen-Süd. Essen, S. 6-7, 19-21.

Schröter, Hermann (1980): Geschichte und Schicksal der Essener Juden. Essen.

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Grund der Verfolgung

Grund der Verfolgung: Jüdin
Deportiert am: 28.12.1938
Deportiert nach: Flucht Brasilien

Stolperstein

  • Verlegt am 28.04.2015
  • Adresse: von-Einem-Str. 36
  • Stadtteil: Rüttenscheid
  • Steinlage: Link zum Kartenportal