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Anreise/Anfahrt

Stolperstein "Rudolf Mayer"

Geboren am 25.05.1894

Vita

"Rudolf Mayer wurde im Jahre 1894 als fünftes und damit jüngstes Kind des Metzgermeisters Carl Mayer und seiner Frau Sara in Freisenbruch geboren. Wie zwei seiner Brüder erlernte auch Rudolf das Metzgerhandwerk und arbeitete viele Jahre als Geselle und dann als Meister im väterlichen Betrieb mit. Im Gegensatz zu seinem älteren Bruder Alfred machte er sich nicht selbstständig. Eine Nachbarin erinnerte sich später, dass die Söhne von Carl Mayer mit den „Freisenbrucher Jungs“ am Wochenende zur Zeche Heintzmann gingen und in der Waschkaue warme Würstchen und Brötchen aßen.

Rudolf, der mit Theodora, geb. Neuhaus (geboren 1912 in Altenhundem), verheiratet war, wurde wie sein Bruder Max im November 1938 Opfer der Massenverhaftungen. Aus der Gestapo-Akte geht hervor, dass er als Frontkämpfer dekoriert worden war. Bei seiner Vernehmung am 11. November 1938 gab er an, dass er „am linken Lungenflügel stark erkrankt sei.“ Sein Vater Carl bat am 27. Dezember 1938 um die Entlassung seines Sohnes aus dem KZ Dachau: „Er (Rudolf) ist Kriegsteilnehmer und laut Zeugnis des Gerichts-Medizinalrats […] in Essen arbeitsunfähig. Mit Rücksicht auf seine Arbeitsunfähigkeit […] bitte ich höfl. veranlassen zu wollen, daß er umgehend aus der Haft entlassen wird. Er beabsichtigt, so schnell wie möglich auszuwandern und hat deshalb bereits Schritte unternommen. Er ist bereit, sich jeder polizeilichen Kontrolle zu unterziehen.“ Erst drei Wochen später entließ man Rudolf Mayer aus dem KZ wegen seiner Erkrankung, die mit Ansteckungsgefahr verbunden war und wegen der „Abwicklung schwebender Arisierungsverhandlungen“.

Im Frühjahr 1939 denunzierte ihn ein Zellenleiter aus Freisenbruch, der auch im Fall von Max Mayer eine üble Rolle gespielt hatte, bei der Gestapo. Zunächst warf er ihm vor, „sehr intime Gespräche“ mit Frauen zu führen. Diese Vorwürfe konnte Rudolf Mayer trotz aller Anstrengungen der Verfolger entkräften. Der ermittelnde Gestapo-Beamte musste in einem Bericht eingestehen: „Die weiteren Ermittlungen in der hier vorliegenden Sache haben nicht zu einem Ergebnis geführt. […] Die Bewohner in der Nachbarschaft des Mayer wollen nie etwas bemerkt haben, was Anstoss erregt hat. Mayer selbst ist in den letzten Wochen kaum aus dem Haus gegangen.“ Diese Auszüge zeigen, unter welchem Druck und welcher Isolation die Mayers in ihrem Wohnumfeld lebten.

Die Verfolger blieben hartnäckig. Etwa zur Jahreswende 1940/41 hängte man Rudolf gemeinsam mit seinem Bruder Alfred Geldtransaktionen als Devisenvergehen an. Nur weil er unter einer ansteckenden Krankheit litt, kam eine „Überführung in ein KZ nicht infrage“. Die behördlichen Unterlagen weisen für alle Mayers die Bochumer Straße (heute Bochumer Landstraße) 353 als letzte Adresse vor der Deportation aus. Eineinhalb bis zwei Jahre wohnten die Mayers und das Ehepaar Holländer im Haus an der Ecke Bochumer Straße/Rodenseelstraße, das mittlerweile unter staatlicher Verwaltung stand. Gemeinsam mit seiner Frau Theodora, seinem Bruder Alfred und seiner Schwägerin Ida wurde Rudolf Mayer am 22. April 1942 nach Izbica deportiert. Alfred und Rudolf werden auf einer Postkarte von Helene Marcus aus Izbica vom 28. April 1942 erwähnt. Wann er starb bzw. umgebracht wurde, ist nicht bekannt. "

Literatur

Ingrid Niemann, Ludger Hülskemper-Niemann: Stolpersteine in Steele, Hrg. Steeler Archiv e.V., Essen 2015

Grund der Verfolgung

Grund der Verfolgung: Jude
Deportiert am: 22.04.1942
Deportiert nach: Izbica

Stolperstein

  • Verlegt am 27.11.2006
  • Adresse: Bochumer Landstr. 353
  • Stadtteil: Freisenbruch
  • Steinlage: Link zum Kartenportal