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Anreise/Anfahrt

Stolperstein "August Katzenstein"

Geboren am 13.09.1876

Vita

"August Katzenstein stammt aus Jesberg bei Fritzlar in Hessen. Er war sehr früh Vollwaise und wohnte längere Zeit im Haushalt der Eltern seiner späteren Ehefrau. Um die Jahrhundertwende heiratete er Rosa Bachenheimer aus Kirchhain. Das Ehepaar bekam zwei Kinder: Margarethe (1901, später Loewenstein) und Hans (1905). Nach einer achtjährigen Tätigkeit in Steinheim/Westfalen zog August Katzenstein mit seiner Familie im Jahre 1908 nach Steele und übernahm hier die Stelle als Lehrer in der einklassigen jüdischen Volksschule am Isinger Tor. Er unterrichtete aber auch an weiterführenden Schulen in Steele die jüdischen Schülerinnen und Schüler. Außerdem war er Prediger in der um diese Zeit mehr als zweihundert Mitglieder starken Gemeinde. 1911 hielt er eine Festrede zum 50-jährigen Bestehen der jüdischen Volksschule Steele und beschrieb die Aufgabe des Lehrers nicht nur als Wissensvermittler, sondern sah ihn auch als tragende Persönlichkeit der jüdischen Gemeinde: ""Der Lehrer ist ihr ureigenster Mittelpunkt, der Träger des Kultus, ihr Berater und Führer."" Mehrere ehemalige Schüler, die emigrierten, charakterisierten ihn später bei Besuchen in Essen als ""wunderbare Persönlichkeit"", der sie ihre Prägung verdankten.

Nach 1933 veränderte sich das Leben der Katzensteins radikal. Im Jahre 1937 verhaftete die Gestapo das Ehepaar, weil es angeblich Vermögenswerte einer aufgelösten jüdischen Organisation verwaltete. Nach Wohnungsdurchsuchung und strengen Verhören und Verwarnungen wurden die beiden entlassen. Noch schlimmer erging es August Katzenstein, der mittlerweile nach Auflösung der jüdischen Volksschule in Steele an der jüdischen Volksschule in Essen an der Sachsenstraße unterrichtete, in und nach dem Novemberpogrom. Die Wohnung wurde zerstört und geplündert, er selbst und sein behinderter Sohn Hans wurden verhaftet. Während man den 62-jährigen Vater nach 11 Tagen aus dem Polizeigefängnis entließ, verbrachte man Hans trotz schriftlicher Eingaben der Eltern nach Dachau, von wo er erst nach vier Wochen entlassen wurde.

Im Herbst 1941 begannen reichsweit und auch in Essen die Deportationen der Juden ""nach Osten"". Aus einem von der Gestapo abgefangenen Brief des ehemaligen Essener Rabbiners Dr. Salomon Samuel an seinen Freund Katzenstein erfahren wir, wie stark die beiden unter den einsetzenden Deportationen litten und welche Vorwürfe sie sich selbst machten. Samuel schreibt: ""Warum haben Sie und wir uns nicht rechtzeitig aus dieser Hölle gerettet, oder warum haben nicht Einsichtige draussen sie sogar wider ihrem Willem dem fressendem Feuer entrissen, so lange noch Möglichkeit war?"" Ein halbes Jahr später wurde Katzenstein mit seiner ganzen Familie nach Izbica verschleppt. Wahrscheinlich meldeten sich die Katzensteins ""freiwillig"" zu dem Transport, weil ihre Tochter Margarethe Loewenstein zusammen mit ihrer Familie und damit den beiden Enkeln des Ehepaars Katzenstein ebenfalls deportiert wurden. Wie bei allen anderen Opfern des Transports nach Izbica sind die genaueren Umstände des Todes nicht zu ermitteln.

"

Literatur

Ingrid Niemann, Ludger Hülskemper-Niemann: Stolpersteine in Steele, Hrg. Steeler Archiv e.V., Essen 2015

Grund der Verfolgung

Grund der Verfolgung: Jude
Deportiert am: 22.04.1942
Deportiert nach: Izbica

Stolperstein