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Anreise/Anfahrt

Stolperstein "August Katzenstein"

Geboren am 13.09.1876

Vita

Biographie überarbeitet 2024 durch:
Eheleute Hülskemper-Niemannn

Katzenstein, August

„Der Lehrer ist der ureigenste Mittelpunkt der jüdischen Gemeinde.“

August Katzenstein stammt aus Jesberg bei Fritzlar in Hessen, wo er am 13. September 1876 geboren wird. Er ist sehr früh Vollwaise. Er lebt danach längere Zeit im Haushalt der Eltern seiner späteren Ehefrau Rosa Bachenheimer aus Kirchhain, die er um die Jahrhundertwende heiratet. Das Ehepaar bekommt zwei Kinder: Margarethe (1901, später Loewenstein) und Hans (1905). August Katzenstein zieht mit seiner Familie im Jahre 1908 nach Steele und übernimmt hier die Stelle als Lehrer in der einklassigen jüdischen Volksschule am Isinger Tor. Auch an weiterführenden Schulen in Steele unterrichtet er die jüdischen Schülerinnen und Schüler. 1911 hält er vor der mehr als zweihundert Mitglieder starken Gemeinde eine Festrede zum 50-jährigen Bestehen der jüdischen Volksschule Steele: "Der Lehrer ist ihr ureigenster Mittelpunkt, der Träger des Kultus, ihr Berater und Führer." Mehrere ehemalige Schüler, die emigrieren können, charakterisieren ihn später bei Besuchen in Essen als "wunderbare Persönlichkeit", der sie ihre Prägung verdanken.

Nach 1933 verändert sich das Leben der Katzensteins radikal. Im Jahre 1937 verhaftet die Gestapo das Ehepaar, weil es angeblich Vermögenswerte einer aufgelösten jüdischen Organisation verwaltet. Nach Wohnungsdurchsuchung und strengen Verhören und Verwarnungen werden die beiden entlassen. Noch schlimmer erging es August Katzenstein, der nach Auflösung der jüdischen Volksschule in Steele an der jüdischen Volksschule in Essen an der Sachsenstraße unterrichtet, in und nach dem Novemberpogrom. Die Wohnung am Grendtor (damals Ruhrstraße) wird zerstört und geplündert, er selbst und sein behinderter Sohn Hans werden verhaftet. Während man den 62-jährigen Vater nach 11 Tagen aus dem Polizeigefängnis entlässt, verbringt man Hans trotz schriftlicher Eingaben der Eltern nach Dachau, von wo er erst nach vier Wochen entlassen wird.

Im Herbst 1941 beginnen reichsweit und auch in Essen die Deportationen der Juden. Aus einem von der Gestapo abgefangenen Brief des ehemaligen Essener Rabbiners Dr. Salomon Samuel an seinen Freund Katzenstein erfahren wir, wie stark die beiden unter den einsetzenden Deportationen litten und welche Vorwürfe sie sich selbst machten. Samuel schreibt: "Warum haben Sie und wir uns nicht rechtzeitig aus dieser Hölle gerettet, solange noch Möglichkeit war?" Ein halbes Jahr später wird Katzenstein mit seiner ganzen Familie nach Izbica verschleppt. Wahrscheinlich melden sich die Katzensteins sogar "freiwillig", weil ihre Tochter Margarethe Loewenstein zusammen mit ihrer Familie deportiert wird.

Literatur

Ingrid Niemann, Ludger Hülskemper-Niemann: Stolpersteine in Steele, Hrg. Steeler Archiv e.V., Essen 2015 und 2024

Grund der Verfolgung

Grund der Verfolgung: Jude
Deportiert am: 22.04.1942
Deportiert nach: Izbica

Stolperstein