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Stolperstein "Hermann Steilberger"
Gestorben am 27.08.1942 in Augustovka (Arbeitslager)
Vita
Biographie überarbeitet 2024 durch:
Eheleute Hülskemper-Niemannn
Hermann Steilberger
„Die haben malocht mit ihrem Schrotthandel.“
Hermann wird am 16. Juni 1892 als drittes von zehn Kindern des Ehepaars Salomon und Regina Steilberger in Steele geboren. 1896 führt das Adressbuch Salomon Steilberger als „Lumpenhändler“ an der Kaiserstraße auf. Salomon erwirbt das Haus Ruhrstr. 25 (heute Grendtor 25) um die Jahrhundertwende und betreibt im Hof einen Eisenhandel. Im Erdgeschoss führt Hermann mit seinen Geschwistern bis November 1938 ein Tabakwarengeschäft. Es ist anzunehmen, dass sowohl der Altwaren- als auch der Tabakwarenhandel eine gemeinsame Aufgabe der Großfamilie ist, zumal der Vater Salomon bereits 1914 stirbt. Nach Angaben von Zeitzeugen arbeiten die Brüder schwer: „Die haben malocht mit ihrem Schrotthandel.“ Kleine Händler bringen das Altmaterial auf den Hof, wo es sortiert und dann mit Hand- bzw. Pferdewagen zur Bahn gebracht wird. Hermann ist wie etliche seiner Brüder Soldat im Ersten Weltkrieg. Nach dem Tod der Mutter im Jahre 1930 wird er gemeinsam mit seinem Bruder Ernst Eigentümer und Hauptbetreiber der beiden Geschäfte.
Aus Akten ist bekannt, dass die Brüder im Jahre 1935 einen Antrag bei der Stadt Essen stellen, "einen Zigaretten-Automaten mit nachstehenden Maßen anzubringen". Der Verwaltungsbeamte hat "keine Bedenken in verkehrs- und sicherheitspolizeilicher Hinsicht". Beim Pogrom 1938 wird Hermann Steilberger am 10. November festgenommen und in das Polizeigefängnis Essen verbracht. Aus den sehr knappen Aufzeichnungen geht hervor, dass Hermann verheiratet ist. Diese Angabe wird aber nicht präzisiert, und wir wissen nichts über seine Ehefrau. Am 18. November 1938 wird er entlassen und lebt dann noch dreieinhalb Jahre in Steele. Zwei seiner Geschwister konnten vor dem Krieg noch emigrieren. Zwei weitere Brüder wohnen in Herne und werden von dort im Januar 1942 nach Riga deportiert und ermordet. Am 22. April 1942 verbringt die Gestapo Hermann, seinen Bruder Ernst und die Familie seiner Schwester Helene Spingelt nach Izbica. Der Wiedergutmachungsakte ist zu entnehmen, dass Hermann Steilberger "nach einiger Zeit nach Augustovka (Arbeitslager)" überführt wird, wo er am 27. August 1942 ums Leben kommt. Seine Schwester Ella Baltz, geb. Steilberger, kann sich durch die Hilfe von mutigen Menschen der Deportation entziehen und überleben.
Literatur
Ingrid Niemann, Ludger Hülskemper-Niemann: Stolpersteine in Steele, Hrg. Steeler Archiv e.V., Essen 2015 und 2024
Grund der Verfolgung
Deportiert am: 22.04.1942
Deportiert nach: Izbica
Stolperstein
- Verlegt am 28.04.2015
- Adresse: Grendtor 25
- Stadtteil: Steele
- Steinlage: Link zum Kartenportal