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Stolperstein "Kurt Neumark"
Vita
Biographie überarbeitet 2024 durch:
Eheleute Hülskemper-Niemannn
Kurt Neumark
„Er war deutscher als die meisten Deutschen.“
Kurt Neumark wird am 24. Juni 1892 in Dresden geboren. Er fühlt sich als deutscher Bürger jüdischen Glaubens und war nach Aussagen seiner Töchter "deutscher als die meisten Deutschen". Er heiratet Paula Jacoby aus Essen. Das Ehepaar hat drei Kinder: Ruth (1915), Edith (1919) und Hans (1922). Im Ersten Weltkrieg dient Kurt Neumark als Frontkämpfer, bekommt u.a. das Eiserne Kreuz und das Verwundetenabzeichen. Nach dem Krieg übernimmt er eine Provisionsvertretung in der Tabakbranche, zuerst in Sachsen, dann nach dem Umzug in Essen und Umgebung.
Nach der nationalsozialistischen Machtübernahme gehen seine Geschäfte immer schlechter. Er verliert im Oktober 1938 seine Arbeit. Was wenige Wochen später in der Pogromnacht passiert, schildert die später emigrierte Tochter Edith Tenn, geb. Neumark:
„Am 9. November 1938 war ich mit meinen Eltern zu Hause. Wir hörten draußen großen Lärm. Die Nazis zerschlugen die Fenster unseres Ladens und die der anderen Juden im Stadtteil. Sie warfen Waren auf die Straße. Sie kamen und hämmerten an die Tür unserer Wohnung im zweiten Stock und nahmen meinen Vater mit.
Wir sahen durch das Fenster ein großes Feuer in Richtung unserer Synagoge. Die Nazis hatten Kanister mit Benzin in die Synagoge gerollt und diese in Brand gesetzt. Alles wurde verbrannt, einschließlich der Gebetsriemen meines Vaters und aller Bücher mit Gebeten, die in den Sitzen aufgehoben waren.“
Nach der Rückkehr aus dem KZ Mitte Dezember 1938 war er ein weitgehend gebrochener Mann. Im darauffolgenden Jahr können sich die drei Kinder durch Flucht bzw. Emigration in Sicherheit bringen. Für die Eltern gibt es keine Rettung mehr.
Nach Kriegsbeginn lebt das Ehepaar Neumark ohne ihre Kinder weitgehend isoliert in ihrer Wohnung an der Bochumer Straße. Kurt Neumark stellt zu Beginn des Jahres 1941 beim städtischen Ernährungsamt in Essen einen Antrag auf „Gleichstellung in der Lebensmittelversorgung mit der arischen Bevölkerung, weil er im Weltkrieg 1914/18 verwundet wurde.“ Dieser Antrag wird zwar positiv beschieden, rettet den verdienten Frontkämpfer und seine Frau jedoch nicht. Das Ehepaar muss in ein „Judenhaus“ nach Essen ziehen. Am 22. April 1942 werden beide nach Izbica deportiert und später ermordet.
Literatur
Ingrid Niemann, Ludger Hülskemper-Niemann: Stolpersteine in Steele, Hrg. Steeler Archiv e.V., Essen 2015 und 2024
Grund der Verfolgung
Deportiert am: 22.04.1942
Deportiert nach: Izbica
Stolperstein
- Verlegt am 27.11.2006
- Adresse: Bochumer Str. 25
- Stadtteil: Steele
- Steinlage: Link zum Kartenportal