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Anreise/Anfahrt

Stolperstein "Emil Steilberger"

Geboren am 20.04.1899
Gestorben am 19.06.1942 in Holbeckshof (Essen-Steele)

Vita

"Emil wurde 1899 als siebtes von zehn Kindern des Ehepaars Salomon und Regina Steilberger in Steele geboren. 1896 führte das Adressbuch Salomon Steilberger als „Lumpenhändler“ an der Kaiserstraße auf. Er erwarb das Haus Grendtor 25 (ehemals Ruhrstr. 18, dann Ruhrstr. 25) um die Jahrhundertwende und betrieb im Hof einen Eisenhandel. Im Erdgeschoss führte Hermann mit seinen Geschwistern später bis November 1938 ein Tabakwarengeschäft. Es ist anzunehmen, dass sowohl der Altwaren- als auch der Tabakwarenhandel eine gemeinsame Aufgabe der Großfamilie war, zumal der Vater Salomon bereits 1914 starb. Nach Angaben von Zeitzeugen arbeiteten die Brüder schwer. Wir wissen allerdings nicht, ob Emil zu eigener selbstständiger Arbeit in der Lage war, da er war behindert war. Aus einem Brief der jüngsten Schwester Hildegard (später nannte sie sich Miriam), die rechtzeitig in die USA emigrieren konnte, erfahren wir im Jahre 1987: ""Emil war der einzige, der nicht Soldat werden konnte, da er als 3-jähriges Kind die Kinderlähmung bekam.""

Wir wissen ebenfalls nicht, wie es dem jungen Mann in der NS-Zeit erging. Er bekam mit, dass zwei seiner Geschwister emigrierten, drei andere von zu Hause auszogen. Er lebte dann einige Jahre mit seiner Schwester Ella, die sich um den Haushalt kümmerte, und mit den Brüdern Hermann und Ernst in der gemeinsamen Wohnung. Seine Brüder wurden während des Pogroms im November 1938 verhaftet, der Laden und die Wohnung komplett zerstört.

Am 22. April 1942 verbrachte die Gestapo seine Brüder Hermann und Ernst und die Familie seiner Schwester Helene Spingelt nach Izbica. In einem Zeitzeugeninterview aus dem Jahre 1989 erinnert sich eine Nachbarin an diese Tage: ""Und die Jungs (das sind die Steilberger) sind hier geblieben und mussten sich eben da auch melden, als sie hier wegkamen… Es war im Frühjahr. Da kam Emil abends zu uns…, das war der jüngste Bruder. Der kam und sagte, wir haben Bescheid gekriegt, wir müssen uns eben melden da oben auf der Zeche Johann Deimelsberg."" Unmittelbar vor dem Abtransport nach Izbica war das Lager Holbeckshof der Sammelpunkt zumindest für die Steeler Juden. Emils Schicksal gibt Rätsel auf. Das ""Hausbewohnerverzeichnis des Grundstücks Holbeckshof"" führt für jeden der etwa 350 Juden den Tag der An- und Abmeldung auf. Für Emil Steilberger steht als ""Tag der Anmeldung"" der 27. April 1942. Das war fünf Tage nach der Abfahrt des Deportationszuges nach Izbica u.a. mit seinen drei Geschwistern Helene, Hermann und Ernst. Wahrscheinlich war der mittlerweile gerade 43-jährige Emil nicht transportfähig. Was dann mit ihm passiert ist, lässt sich nicht ermitteln. Er wurde am 19. Juni 1942 ""für tot erklärt"". Die jüngste Schwester Hilde schrieb Jahrzehnte später, dass sie von ihrer Schwester Ella Baltz, geb. Steilberger, erfahren hatte, dass Emil an Lungenentzündung starb. Es sei dahingestellt, ob diese Todesursache real oder fingiert war. Ella Baltz war im Sommer 1942 noch in Steele, sie hatte durch ihren Ex-Ehemann anscheinend einen gewissen Schutz, konnte aber sicherlich nicht ihrer in den USA lebenden Schwester ungestraft und unzensiert andere Nachrichten zukommen lassen. Ella Baltz korrespondierte auch mit ihrer nach England emigrierten Cousine Edith Joel, geb. Marcus (vgl. Stolperstein 224, 225). Dieser schrieb sie aus Essen am 8. Januar 1943 über das Rote Kreuz: ""Nachricht vom 11.9. dankend erhalten. Ernst Emil tot. Aufenthaltsort von allen Verwandten unbekannt. Wir sind gesund. Grüsse und Küsse. Ella Alfred.""

Emils Schwester Ella musste sich einige Monate später in die ""Illegalität"" begeben und konnte sich durch die Hilfe von mutigen Menschen als einzige Steeler Jüdin, die in Deutschland geblieben war retten.

"

Literatur

Ingrid Niemann, Ludger Hülskemper-Niemann: Stolpersteine in Steele, Hrg. Steeler Archiv e.V., Essen 2015

Grund der Verfolgung

Grund der Verfolgung: Jude
Deportiert am: 27.04.1942
Deportiert nach: Holbeckshof (Essen-Steele)

Stolperstein