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Anreise/Anfahrt

Stolperstein "Gertrud Stern geb. Fultheim"

Geboren am 27.12.1909

Vita

"Gertrud (Gerta) kam in Altenkirchen (Westerwald) als Tochter des Viehhändlers Max Fultheim und seiner Frau Mathilde zur Welt. Später arbeitete sie bei der renommierten Firma Gustav Blum in Essen zunächst als Verkäuferin, dann als Abteilungsleiterin. Im Herbst 1932 verlobte sie sich mit dem Ingenieur und Kaufmann Wilhelm Stern aus Steele. Die Hochzeit fand am 5. Februar 1933 statt, wenige Tage nach der NS-Machtübernahme. Der Bruder von Gertrud, Mosche (Max) Fultheim, erinnert sich später: „Das beliebte Thema in den Gesprächen an der Hochzeit war der neue Kanzler mit dem lächerlichen Schnurrbart. Niemand fand die Situation ernst.“ Am 15. Februar 1934 wurde Sohn Kurt geboren. In den folgenden Jahren musste Gertrud den wirtschaftlichen Niedergang der Firma ihres Mannes erleben. 1937 gaben die Sterns ihr renommiertes Geschäft „Porzellan-Stern“ aufgrund des zunehmenden politischen und ökonomischen Drucks auf. Im Jahre 1938 spitzte sich die Situation weiter zu. Gertruds Eltern Max und Mathilde Fultheim wurden im August 1938 genötigt, aus dem Westerwald zu ihrer Tochter und ihrem Schwiegersohn nach Steele zu ziehen.

Am 10. November 1938 wurde Wilhelm Stern anlässlich des Novemberpogroms verhaftet und in das Polizeigefängnis Essen eingeliefert. Wenige Tage später wurde Gertruds Mann in das KZ Dachau verbracht. Am 1. Dezember 1938 richtete sie einen Brief an die Gestapo Essen. Sie erläuterte, dass „Verkaufsverhandlungen und Auswanderungsvorbereitungen“ im Gange seien und bat mit Hinweis auf ihre fehlenden Erfahrungen in „geschäftlichen Dingen“ um eine baldige Freilassung ihres Mannes, damit dieser die „vom Käufer dringend verlangte Endabrechnung“ vornehmen und die Auswanderung in Angriff nehmen könne. Acht Tage nach diesem Schreiben wurde Wilhelm Stern entlassen. Trotz verstärkter Bemühungen scheiterten alle Versuche in den nächsten Jahren auszuwandern, vor allem auch weil die Familie eine hohe ""Judenvermögensabgabe"" zu zahlen hatte. Im Dezember 1939 brachte Gertrud ihr zweites Kind zur Welt. Dass es noch einige Menschen gab, die trotz der totalen Isolation der jüdischen Bevölkerung, Kontakt zu ihren Nachbarn hielten, zeigt eine Karte, die das Ehepaar Stern an Mieter in ihrem Haus schrieben: ""Für die zur Geburt unserer Tochter erwiesene große Aufmerksamkeit danken wir Ihnen herzlichst. Gerta + Willi Stern""

Die Sterns und die Fultheims lebten noch fast zwei weitere Jahre in ihrem ehemaligen Haus. Am 23. Oktober 1941 verbot das Reichssicherheitshauptamt die Auswanderung von Juden aus Deutschland. Es gab keine Rettung mehr für das Ehepaar und ihre zwei kleinen Kinder. Wenige Tage später wurden Gertruds Eltern am 27. Oktober 1941 nach Lodz deportiert. Vierzehn Tage später, am 10. November 1941, wurden auch Wilhelm und Gertrud Stern sowie der siebenjährige Kurt und die fast zweijährige Judis mit einem Deportationszug nach Minsk verschleppt und dort ermordet.

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Literatur

Ingrid Niemann, Ludger Hülskemper-Niemann: Stolpersteine in Steele, Hrg. Steeler Archiv e.V., Essen 2015

Grund der Verfolgung

Grund der Verfolgung: Jüdin
Deportiert am: 10.11.1941
Deportiert nach: Minsk

Stolperstein