Skip to the navigation Skip to the content

Anreise/Anfahrt

Stolperstein "Gertrud Stern geb. Fultheim"

Geboren am 27.12.1909

Vita

Biographie überarbeitet 2024 durch:
Eheleute Hülskemper-Niemannn

Gertrud Stern

„Für die zur Geburt unserer Tochter erwiesene große Aufmerksamkeit danken wir Ihnen herzlichst.“

Gertrud (Gerta) Fultheim kommt in Altenkirchen (Westerwald) zur Welt. Später arbeitet sie bei der renommierten Firma Gustav Blum in Essen zunächst als Verkäuferin, dann als Abteilungsleiterin. Im Herbst 1932 verlobt sie sich mit dem Ingenieur und Kaufmann Wilhelm Stern aus Steele. Die Hochzeit findet wenige Tage nach der NS-Machtübernahme statt. Der Bruder von Gertrud, Mosche Fultheim, erinnert sich später: „Das beliebte Thema in den Gesprächen an der Hochzeit war der neue Kanzler mit dem lächerlichen Schnurrbart. Niemand fand die Situation ernst.“ Am 15. Februar 1934 wird Sohn Kurt geboren. In den folgenden Jahren muss Gertrud den wirtschaftlichen Niedergang der Firma ihres Mannes erleben. 1937 geben die Sterns ihr mehr als 70 Jahre bestehendes Geschäft „Porzellan-Stern“ auf. Im August 1938 werden Gertruds Eltern Max und Mathilde Fultheim genötigt, aus dem Westerwald zu ihrer Tochter und ihrem Schwiegersohn nach Steele zu ziehen.

Am 10. November 1938 wird Gertruds Mann Wilhelm anlässlich des Novemberpogroms verhaftet und in das KZ Dachau verbracht. Am 1. Dezember 1938 richtet sie einen Brief an die Gestapo Essen. Sie erläutert, dass „Verkaufsverhandlungen und Auswanderungsvorbereitungen“ im Gange seien und bittet mit Hinweis auf ihre fehlenden Erfahrungen in geschäftlichen Dingen um eine baldige Freilassung ihres Mannes. Acht Tage nach diesem Schreiben wird Wilhelm Stern entlassen. Trotz aller Bemühungen scheitern die Versuche in den nächsten Jahren auszuwandern. Im Dezember 1939 bringt Gertrud ihr zweites Kind zur Welt. Dass es noch einige Menschen gibt, die trotz der totalen Isolation der jüdischen Bevölkerung Kontakt zu ihren Nachbarn halten, zeigt eine Karte, die das Ehepaar Stern an Mieter in ihrem Haus schreibt: "Für die zur Geburt unserer Tochter erwiesene große Aufmerksamkeit danken wir Ihnen herzlichst."

Die Sterns und die Fultheims leben noch fast zwei weitere Jahre in Steele. Ende Oktober 1941 werden zunächst Gertruds Eltern nach Lodz deportiert. Vierzehn Tage später werden auch Wilhelm und Gertrud Stern sowie der siebenjährige Kurt und die fast zweijährige Judis mit einem Deportationszug nach Minsk verschleppt und dort ermordet.

Literatur

Ingrid Niemann, Ludger Hülskemper-Niemann: Stolpersteine in Steele, Hrg. Steeler Archiv e.V., Essen 2015 und 2024

Grund der Verfolgung

Grund der Verfolgung: Jüdin
Deportiert am: 10.11.1941
Deportiert nach: Minsk

Stolperstein