Skip to the navigation Skip to the content

Anreise/Anfahrt

Stolperstein "Rachel "Regina" Steuer geb. Schmerler "

Geboren am 16.05.1897
Gestorben am 12.10.1940 in Essen

Vita

Rachel "Regina" Steuer geb. Schmerler, geb. 16. Mai 1897 in Bohorodczany/Polen (heute: Republik Ukraine) war eins von 6 Kindern von Miriam und David Schmerler. In den 1920er Jahren heiratete sie Nathan Samuel Steuer und zog mit ihm in die Glashüttenstraße 13 in Essen. Drei Kinder wurden geboren: Anni (geb. 1926), Max (geb. 1928) und Alexander (geb. 1931). Alle besaßen die polnische Staatsangehörigkeit. Die Familie Steuer war in die jüdische Gemeinde Essen eingebunden, wo Spiele, Konzerte oder auch gemeinsame Mahlzeiten veranstaltet wurden. Das religiöse Leben vollzog sich im Rahmen des orthodoxen Judentums. Das Zusammenleben mit den nichtjüdischen Nachbarn in der Glashüttenstraße war gut. Nathan Samuel Steuer betrieb bis 1933 in der Kastanienallee ein Möbelgeschäft. Die sich verändernden politischen Verhältnisse zwangen ihn, das Geschäft aufzugeben und seine Geschäftsführung nach Hause zu verlegen. Er belieferte seine Kunden aber weiterhin mit Einrichtungsgegenständen und Textilien. Gemeinsam mit vielen anderen polnisch-jüdischen Familien wurde die Familie Steuer am 28. Oktober 1938 nach Bentschen/Zbaszyn ausgewiesen, wo sie in einem Pferdestall wohnen mussten. Einige Monate später erhielt sie von der polnischen Behörde die Erlaubnis, Zbaszyn zu verlassen, und fuhr zu Verwandten nach Bohorodczany, dem Geburtsort von Rachel "Regina". Deren Schwester Hennie Shafir, war bereits von Wiesbaden nach Tanger/Marokko geflüchtet, hatte dort die nötigen Ausreisepapiere für die Familie Steuer besorgt und die Schiffsreise von Rotterdam nach Tanger für die 1. Septemberwoche 1939 gebucht. Daraufhin erhielt die Familie Steuer ein Durchreisevisum für Deutschland und die Erlaubnis für einen Kurzaufenthalt in Essen, wo sie ab 2. August 1939 mit der Adresse "Gänsemarkt 32" gemeldet waren. Der Beginn des Zweiten Weltkrieges fast genau einen Monat später verhinderte den Grenzübertritt nach Holland und damit die Ausreise. Noch im September 1939 wurde Nathan Samuel Steuer anlässlich eines Besuches bei einer seiner Schwestern in Gelsenkirchen verhaftet, nach Dachau und von dort über Sachsenhausen nach Auschwitz deportiert. Dort wurde er am 4. Mai 1943 ermordet.
Das Möbelgeschäft und der gesamte Besitz waren beschlagnahmt und Rachel "Regina" lebte, laut Information der Enkelin, mit ihren Kindern über einer Metzgerei in einem "Judenhaus" in der II. Weberstraße. Die Enkelin beschreibt die Lebensumstände so: "Es war immer kalt dort. Die Leute gaben ihnen einige Möbel und sie hatten ein paar Koffer mit Kleidung. Sie starb in Essen am 12. Oktober 1940, wie meine Mutter glaubt, an einer Kombination von Terror der Nazis und einer Art von Magenkrebs. Ihre Mutter entwickelte auch Augenprobleme vom vielen Weinen und hatte rote, geschwollene Augen. Sie machte sich Sorgen um ihre Kinder und ihren Mann. Sie liegt begraben auf dem Parkfriedhof Essen. Sie war bekannt als eine hervorragende Näherin, Frau, Mutter und Hausfrau." (Shelley L. Berkowitz, USA)
Rachel "Regina" starb im Laurentius-Krankenhaus in Essen-Steele. In ihrem Sterbeeintrag wird für sie und Nathan Samuel als letzte Adresse "Gänsemarkt 18" genannt. Die Söhne Max und Alexander wurden Ende 1944 in Stutthof ermordet. Tochter Anni gelang auf dem Todesmarsch von Stutthof die Flucht. Sie lebte später in den USA.

Vergleiche Stolpersteine 309, 311, 312, 313

Literatur

Alte Synagoge Essen: Sammlung Familie Berkowitz; Haus der Essener Geschichte/Stadtarchiv

Grund der Verfolgung

Grund der Verfolgung: Jüdin
Deportiert nach: Bentschen (Zbaszyn)/1939 Essen

Stolperstein

  • Verlegt am 21.11.2016
  • Adresse: Glashüttenstraße 13
  • Stadtteil: Ostviertel
  • Steinlage: Link zum Kartenportal