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Anreise/Anfahrt

Stolperstein "Anni Steuer verh. Labaton "

Geboren am 25.06.1926

Vita

Anni Steuer wurde am 26. Juni 1926 als erstes Kind von Nathan Samuel und Rachel "Regina" Steuer geb. Schmerler in Essen geboren. Es folgten noch zwei Brüder, Max (geb. 1928) und Alexander (geb. 1931). Die Familie Steuer wohnte in der Glashüttenstraße 13. Nathan Samuel und Rachel "Regina" stammten beide aus Polen und die Familie besaß die polnische Staatsangehörigkeit. Die Familie Steuer war in die jüdische Gemeinde Essen eingebunden, wo Spiele, Konzerte oder auch gemeinsame Mahlzeiten veranstaltet wurden. Das religiöse Leben vollzog sich im Rahmen des orthodoxen Judentums. Das Zusammenleben mit den nichtjüdischen Nachbarn in der Glashüttenstraße war gut. Anni besuchte die jüdische Volksschule in der Sachsenstraße und verbrachte viel Zeit in der Synagoge und im Jugendheim. Vater Nathan Samuel betrieb bis 1933 in der Kastanienallee ein Möbelgeschäft. Die sich verändernden politischen Verhältnisse zwangen ihn, das Geschäft aufzugeben und seine Geschäftsführung nach Hause zu verlegen. Er belieferte seine Kunden aber weiterhin mit Einrichtungsgegenständen und Textilien. Gemeinsam mit vielen anderen polnisch-jüdischen Familien wurde die Familie Steuer im Oktober 1938 nach Bentschen/Zbaszyn ausgewiesen, wo sie in einem Pferdestall wohnen mussten. Einige Monate später erhielt sie von der polnischen Behörde die Erlaubnis, Zbaszyn zu verlassen, und fuhr zu Verwandten nach Bohorodczany, dem Geburtsort der Mutter. Deren Schwester Hennie Shafir, war bereits von Wiesbaden nach Tanger/Marokko geflüchtet, hatte dort die nötigen Ausreisepapiere für die Familie Steuer besorgt und die Schiffsreise von Rotterdam nach Tanger für die 1. Septemberwoche 1939 gebucht. Daraufhin erhielt die Familie Steuer ein Durchreisevisum für Deutschland und die Erlaubnis für einen Kurzaufenthalt in Essen, wo sie ab 2. August 1939 mit der Adresse "Gänsemarkt 32" gemeldet waren. Der Beginn des Zweiten Weltkrieges fast genau einen Monat später verhinderte den Grenzübertritt nach Holland und damit die Ausreise. Noch im September 1939 wurde Annis Vater anlässlich eines Besuches bei einer seiner Schwestern in Gelsenkirchen verhaftet, nach Dachau und von dort über Sachsenhausen nach Auschwitz deportiert. Dort wurde er am 4. Mai 1943 ermordet. Ihre Mutter starb am 12. Oktober 1940 im Laurentius-Krankenhaus in Essen-Steele und wurde auf dem Parkfriedhof begraben. Im Sterbeeintrag von Rachel "Regina" wird für sie und Nathan Samuel als letzte Adresse "Gänsemarkt 18" genannt. Anni und ihre Brüder wurden von der Synagogengemeinde Essen (zur Vorbereitung der Auswanderung nach Palästina) in die Israelitische Gartenbauschule Ahlem bei Hannover geschickt. Von dort wurden die Kinder am 15. Dezember 1941 mit einem Transport aus Hannover ins Ghetto Riga deportiert. Das Ghetto wurde im November 1943 aufgelöst und die Kinder über Kowno nach Stutthof deportiert, wo Alexander und Max im Dezember 1944 ermordet wurden. In einem am 26. August 1999 mit Anni Labaton geführten Interview beschreibt sie das Leben im Ghetto und ihre Tätigkeiten, wie Schnee räumen, Torfstechen, Holzfabrik, Dienstmädchen im Hotel, Armeebekleidung ausladen (ABR) usw., aber auch in Stutthof. Auf dem Todesmarsch von Stutthof konnte Anni mit einigen anderen Mädchen fliehen und sich bis zum Ende des Krieges in einem Flüchtlingslager verstecken. Nach einem kurzen Aufenthalt in Bückeburg, emigrierte sie in die USA, heiratete und gründete eine Familie. Anni Labaton starb am 7. Juni 2004 in Miami/Florida.

Vergleiche Stolpersteine 309, 310, 312, 313

Literatur

Alte Synagoge Essen: Sammlung Familie Berkowitz und Interviewe mit Anni Labaton geb. Steuer, 26. August 1999; Haus der Essener Geschichte/Stadtarchiv; Gedenkbuch Alte Synagoge, August 1997 (Online verfügbar); Informationen Shelley Berkowitz

Bildnachweis Alte Synagoge Essen: Sammlung Familie Berkowitz

Grund der Verfolgung

Grund der Verfolgung: Jüdin
Deportiert am: 15.12.1941
Deportiert nach: Riga/Kowno/Stutthoff/Geflohen

Stolperstein

  • Verlegt am 21.11.2016
  • Adresse: Glashüttenstraße 13
  • Stadtteil: Ostviertel
  • Steinlage: Link zum Kartenportal