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Anreise/Anfahrt

Stolperstein "Peter Burggraf"

Geboren am 27.08.1887
Gestorben am 17.07.1933 in Essen

Vita

Der Bergmann Peter Burggraf, geboren am 27. August 1887 in (Essen-) Werden, war seit 1924 Mitglied der SPD und blieb der Partei auch nach der nationalsozialistischen Machtübernahme verbunden. Er wohnte seit 1929 mit seiner Familie, Ehefrau Maria geb. Gantenberg und, laut Meldekarte, acht Kindern im heutigen Klemensborn 127. Am Samstag, 15. Juli 1933, besuchte er zusammen mit seinem Bruder Johann den gemeinsamen Bruder Heinrich, um diesem zum Namenstag zu gratulieren. Am späten Abend traten die beiden Brüder den Heimweg an, der sie an der "Adolf-Hitler-Kaserne" (heute: Ludgerus-Schule) in der Kellerstraße vorbeiführte. "Der Stammabteilung Adolf-Hitler-Kaserne in Essen-Werden unterstanden sechs Arbeitsdienstlager im Stadtbezirk von Groß-Essen unter der Gesamtleitung des Oberlagerführers Georg Fabry. Die in diesen Lagern kasernierten Arbeitsdienstler nannten sich `Werksoldaten´ und glaubten, sie seien die Herren der Welt. … An diesem Abend lagen die `Werksoldaten´ in den Fenstern, gröhlten und bewarfen vorübergehende Passanten mit Gegenständen. Peter Burggraf, einer der heimkehrenden Brüder, empörte sich über das rüpelhafte Benehmen. Der überzeugte Sozialdemokrat sah sich angesichts der Konfrontation mit nationalsozialistischer `Jugenderziehung´ in seiner Abneigung gegenüber dem Regime bestätigt. Als er den Übeltätern ihr verwerfliches Handeln vorwarf und sie ermahnte, sich anständiger zu benehmen, forderte man ihn lachend auf, hereinzukommen, um seine Beschwerde vorzutragen. Den Entschluss, dieser Aufforderung zu folgen, bezahlte Peter Burggraf mit seinem Leben. Nachdem er die Kaserne betreten hatte, wurde er hier von Oberlagerführer Fabry mit Faustschlägen empfangen und so lange geprügelt, bis er die Besinnung verlor. Fabry ordnete dann seine vorläufige Festnahme an und gab den Befehl, ihn in den Keller der Kaserne zu sperren. An den Füßen gepackt, zogen die Unmenschen den Besinnungslosen die Treppe herunter, wobei sein Kopf von einer Stufe auf die andere schlug. Die Nacht über lag der Schwerverletzte ohne ärztliche Hilfe im Keller. Erst als Nachbarn, vom Wimmern und Stöhnen des Bedauernswerten aufgeschreckt, die Polizei alarmierten, wurde anderntags seine Überführung in ein Krankenhaus veranlasst. Hier starb Peter Burggraf am 17. Juli1933. Seine Beisetzung auf dem alten Friedhof in Essen-Werden war eine Demonstration des Protestes gegen den hinterhältigen faschistischen Mord. Die Genossen des Ermordeten und viele andere Werdener geleiteten den toten Freund und Mitbürger zu seiner letzten Ruhestätte. Als die Spitze des Trauerzuges den Friedhof betrat, standen die letzten Teilnehmer noch am Trauerhaus nahe des Schlachthofes im oberen Klemensborn." (Ernst Schmidt) Die Witwe von Peter Burggraf erstattete bei der zuständigen Staatsanwaltschaft Essen Strafanzeige. Am 29. Dezember 1933 antwortet der Erste Staatsanwalt Boy dahingehend, dass die Schuld eines Dritten am Tode ihres Mannes nicht feststellbar war und das Verfahren insoweit eingestellt sei. Bezüglich einer Körperverletzung durch Oberlagerführer Fabry, bestehe an der Strafverfolgung kein öffentliches Interesse, da sie im Anschluss an Beschimmpfungen der Hitlerbewegung durch Peter Burggraf erfolgt sei. In diesem Schreiben wird Peter Burggraf als betrunkener, uneinsichtiger Randalierer beschrieben, in dessen Taschen kommunistische Flugblätter gefunden worden seien. Zudem hätte er unter einem schweren organischen Herzfehler gelitten. Damit war jede Strafverfolgung erledigt.

Literatur

Ernst Schmidt: Lichter in der Finsternis. Widerstand und Verfolgung in Essen 1933-1945. Band 1, Essen 1989, S. 73-77; Haus der Essener Geschichte/Stadtarchiv/Archiv Ernst Schmidt; Haus der Essener Geschichte/Stadtarchiv.

Grund der Verfolgung

Grund der Verfolgung: Mitglied der SPD
Deportiert am: 15.07.1933
Deportiert nach: Von "Werksoldaten" in der Adolf-Hitler-Kaserne in Essen-Werden misshandelt gestorben an den Folgen

Stolperstein