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Anreise/Anfahrt

Stolperstein "Heinrich Imbusch "

Geboren am 01.09.1878
Gestorben am 16.01.1945 in Essen

Vita

Heinrich Imbusch wurde am 1. September 1878 in Oberhausen als Sohn eines Formers geboren. Als er drei Jahre alt war zog die Familie in das Elternhaus der Mutter nach (Essen-) Frintrop. Nach dem Besuch der Volksschule begann er seine Ausbildung im Bergbau, zunächst über Tage. Mit 16 ging er unter Tage und arbeitete als Schlepper bzw. Pferdejunge und Lehrhauer, bevor er ab 1900 als Vollhauer beschäftigt war. Bereits 1897 hatten sich Heinrich Imbusch und sein Bruder Hermann, als Reaktion auf den Streik auf einer benachbarten Zeche, dem Gewerkverein christlicher Bergarbeiter angeschlossen. Die Brüder Imbusch begannen sich einige Jahre später zunächst ehrenamtlich in der Frintroper Zahlstelle des Gewerkvereins zu engagieren. Nach dem Besuch des obligatorischen Schulungskurses in der Volksvereinzentrale in Mönchengladbach wurden sie als hauptamtliche Funktionäre angestellt, Hermann 1904 als Rechtsschutzexperte, Heinrich 1905 als Redakteur der Verbandszeitschrift „Der Bergknappe“ als Nachfolger von August Brust. Bald nach seinem Eintritt in die Redaktion galt Heinrich Imbusch als „starker Mann“ des christlichen Bergarbeiterverbandes. Neben seiner Berufsarbeit verfasste er eine umfangreiche Geschichte der Bergarbeiterbewegung, 1908 unter dem Titel „Arbeitsverhältnis und Arbeiterorganisation im deutschen Bergbau“ veröffentlicht. Professionalisierung und finanzielle Stärkung der Gewerkvereine war, um die Mitglieder zu binden und sich gegen die sozialdemokratische Arbeiterbewegung und die Arbeitgeber durchsetzen zu können, das Ziel der Brüder Imbusch. Ab 1908 war Heinrich Imbusch Zentrumsabgeordneter im preußischen Abgeordnetenhaus und ab 1913 Vorstandsmitglied des Gesamtvorstandes der christlichen Gewerkschaften Deutschlands. Kurz nach Beginn des Ersten Weltkrieges wurden Hermann und Heinrich Imbusch eingezogen. Hermann wurde schon im Dezember 1914 vermisst und 1917 für tot erklärt, Heinrich kehrte, vom Verband reklamiert, Anfang 1915 nach Essen zurück. Im Januar 1919 wurde er als Abgeordneter des Zentrums in die Deutsche Nationalversammlung gewählt und gehörte von 1920 bis 1933 ununterbrochen dem Reichstag an. Im Sommer 1919 wurde er offiziell Vorsitzender des Gewerkvereins christlicher Bergarbeiter. Daneben war er Stadtverordneter in Essen von 1919 bis 1924, Mitglied des Vorläufigen Reichswirtschaftsrates von 1919 bis 1925, außerdem stellvertretender Vorsitzender des Reichskohlenrates. Als Nachfolger Adam Stegerwalds wurde er 1929 Vorsitzender des Deutschen Gewerkschaftsbundes, der die christlich-nationalen Angestelltenverbände einschloss.

„Seine Arbeit als Reichstagsabgeordneter verstand Heinrich Imbusch vornehmlich als Engagement für die Verbesserung der Lage der Arbeiter und die Berufsinteressen der Bergleute. Seine parlamentarische Arbeit beschränkte sich überwiegend auf die für die Bergarbeiterschaft wichtigen Fragen. Bei den Verhandlungen um die Reichsknappschaftsgesetze 1923 und 1926 bediente sich Imbusch virtuos seiner Verbindung zu den Abgeordneten der christlich-nationalen Gewerkschaften, um eigenen Vorstellungen gegen die ursprünglichen Intentionen der Regierung eine Mehrheit quer durch die bürgerlichen Parteien zu verschaffen, der sich auch die Linksparteien anschlossen.“ (Michael Schäfer, 1997) Für die Interessen der Arbeiterschaft und eine gerechte Verteilung staatlicher und wirtschaftlicher Lasten, stellte Heinrich Imbusch sich notfalls auch gegen die Ansichten der eigenen Zentrumspartei und gegen die von Reichsarbeitsminister Heinrich Brauns, den er aus dem Volksverein und aus Essen kannte.

Zunächst hielt er die Nationalsozialisten für weniger gefährlich für die Interessen der Arbeiterbewegung als die „Restaurationsbestrebungen der alten Eliten“ (Michael Schäfer, 1997). Ende Mai 1933 verließ Heinrich Imbusch, nach Warnungen sein Leben sei in Gefahr, aber Essen und ging in das damals noch unabhängige unter Völkerbundsmandat stehende Saargebiet. Mitte 1934 folgten ihm seine Ehefrau Franziska geb. Breddemann (1886-1953) und die sechs Kinder nach Saarbrücken. Erst jetzt trat Heinrich Imbusch öffentlich auf und setzte sich gegen die Rückgliederung des Saargebiets nach Deutschland ein. Während eines Auftritts Ende Dezember 1934 wurde er von einem Schlägertrupp angegriffen und krankenhausreif geschlagen. Da 90 Prozent der Saarländer im Januar 1935 für die „Heimkehr ins Reich“ stimmten, musste die Familie Imbusch ins benachbarte Luxemburg flüchten. Bürokratische Hindernisse und finanzielle Probleme belasteten aber den Aufenthalt. Zudem wurde die gesamte Familie 1937 von den deutschen Behörden ausgebürgert und ihr Wohnhaus in Essen enteignet. Heinrich Imbusch trat in dieser Zeit nicht mehr öffentlich auf, pflegte aber Kontakte zu Personen und Kreisen der unterschiedlichsten politischen Richtungen.

Im Mai 1940, nach dem Einmarsch deutscher Truppen in Luxemburg, musste er wieder flüchten. Er hielt sich bis zur Jahreswende 1941/42 in Brüssel versteckt und kehrte dann illegal nach Essen zu seiner Familie zurück, die im September 1941 dorthin zwangsumgesiedelt worden war. Bis zur Zerstörung der Wohnung bei einem Bombenangriff 1944, lebte er dort, immer bedroht von Entdeckung durch die Gestapo, die regelmäßig nach ihm fragte. Die letzten Monate seines Lebens verbrachte er im Familienkotten, Höhenweg 30, bei seiner Schwester. Anfang Januar 1945, erkrankte Heinrich Imbusch, durch Verfolgung und mangelhafte Ernährung geschwächt, an Lungenentzündung. Er starb am 16. Januar 1945 im Elisabeth-Krankenhaus in Essen.

Seit 1955 erinnert der Imbuschweg in Essen-Katernberg an Heinrich Imbusch.

Literatur

Michael Schäfer: Heinrich Imbusch. Christlicher Gewerkschaftsführer und Widerstandskämpfer, München 1990; ders.: Heinrich Imbusch, in: Zeitgeschichte in Lebensbildern 8, hg.v. Jürgen Aretz, Mainz 1997, S. 57-76.; Haus der Essener Geschichte/Stadtarchiv/Archiv Ernst Schmidt; Haus der Essener Geschichte/Stadtarchiv.

Grund der Verfolgung

Grund der Verfolgung: "Christlicher Gewerkschaftsführer/ Ehemaliger Reichstagsabgeordneter"
Deportiert am: 30.04.1933
Deportiert nach: Saarland

Stolperstein