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Anreise/Anfahrt

Stolperstein "Martin Pelz"

Geboren am 15.10.1887

Vita

Martin Pelz wurde am 15. Oktober 1887 in Hagen/Westfalen geboren. Er wurde Lokomotivführer, träumte aber den Traum vom Selbständig-Sein. Diesen Traum erfüllte er sich, als er die Elektro-Installationsfirma „Schreiber & Pelz“ in der Vereinstraße 27 gründete, die im Essener Adressbuch von 1924 (1923 unter der Adresse Bahnhofstraße 90-92) zum ersten Mal aktenkundig erwähnt wird.

Am 17. Mai 1921 heiratete Martin Pelz Erna Wolff in Essen, und am 6. April 1922 wurde ihr Sohn Wolfgang Pelz geboren, der das „Dritte Reich“ überlebt hat. Die Familie lebte (ab 1931) in der Maxstr. 24.

Martin Pelz war von seinem Aussehen und Auftreten her ein richtiger Geschäftsmann. Er war gutmütig, zuweilen väterlich gegenüber seinen jüngeren Angestellten, und er konnte keinen Streit vertragen. Zurechtweisungen gab es schon, aber man trug sich nichts nach. Er war allseits beliebt und geachtet und seinem Umfeld gegenüber sehr sozial eingestellt. Als einer seiner Lehrlinge 14 Tage Ferien haben wollte, um an einem Zeltlager teilzunehmen, gab er ihm frei, obwohl die Gewerkschaften zu diesem Zeitpunkt noch keine Urlaubsregelung für die Lehrlinge der Elektroinnungen ausgehandelt hatten. Darüber hinaus schenkte er ihm einen Betrag, der höher war als sein Lohn.

Martin Pelz war nicht sehr religiös. Sein größtes Hobby war das Kegeln, bei dem er zahlreiche Preise gewann. Er war ein sehr humorvoller Mensch, der mit seiner Art ganze Gesellschaften unterhalten konnte.

Martin und Erna Pelz hatten einen großen Bekanntenkreis.

1938, in der sogenannten „Reichskristallnacht“, wurde Martin Pelz nach Dachau deportiert und traf auf der Zufahrt, nach kurzer Trennung durch die Festnahme, seinen Sohn wieder. Aus Dachau kam er kahl geschoren nach Essen zurück, sprach aber nicht über das, was er erlebt hatte. Er sagte nur, er habe immer ein sauberes Taschentuch gehabt. Von diesem Zeitpunkt an versuchte er, eine Auswanderung nach Amerika zu erreichen - vergeblich.

(Ergänzung: Laut Wiedergutmachunghilfsaktesakte wurden in der Reichspogromnacht die Einrichtung und die in den Geschäfts- und Lagerräumen befindlichen Elektrogeräte und -materialien der Firma Pelz zerstört und damit jede selbstständige Erwerbsmöglichkeit unmöglich gemacht wurde. Martin und Erna Pelz mussten im März 1939 ihre geräumige und gut ausgestattete Wohnung in der Maxstraße verlassen. In der Bertoldstraße 9, einem "Judenhaus", bezogen sie einen Raum und waren gezwungen vom Verkauf ihrer Wohnungseinrichtung leben.)

Im Jahre 1942 wurde er zuletzt im Arbeitseinsatz beim Schneeschippen gesehen.

Am 22. April 1942 wurde Martin Pelz, zuletzt wohnhaft Bertholdstraße 9, gemeinsam mit seiner Frau Erna nach Izbica/Polen deportiert.

Seitdem gibt es kein Lebenszeichen mehr von ihnen. Als Todesdatum wurde nachträglich amtlich der 31. Dezember 1945 festgelegt.

Text: Jugendgruppe der Evangelischen Kirchengemeinde Steele-Königssteele, Dagmar Günther, Wolfgang Pelz (Zeev Peled)

Grund der Verfolgung

Grund der Verfolgung: Jude
Deportiert am: 22.04.1942
Deportiert nach: Izbica

Stolperstein