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Anreise/Anfahrt

Stolperstein "Leo Fränkel"

Geboren am 08.09.1879

Vita

Leo Fränkel, geb. 8. September 1879 in Belgard (Białogarda, ein Dorf in der polnischen Woiwodschaft Pommern. Es gehört zur Landgemeinde Wicko (Vietzig) im Powiat Lęborski) ist ab 1911 im Essener Adressbuch zu finden, allerdings ohne Wohnadresse aber als Mitinhaber des "Littmann u. Fränkel Agenturgeschäftes", Teichstraße 22. 1912 wohnte Leo Fränkel in der Heinickestraße 2, 1913 in der Bachstraße 30 und ab 1914 in der Isenbergstraße 22. 1929 zog er mit seiner Frau Henriette geb. Wolff, geb. 13. August 1882 in Norden (Landkreis Aurich) und den Kindern Werner, geb. 9. Januar 1917 in Norden, und Ilse, geb. 16. Februar 1920 in Essen in die Herwarthstraße 121 (heute: Huttropstraße 69). Acht Jahre später bezog die Familie eine Wohnung in einem neuerrichteten Wohnhaus in der Dammannstraße 94. Der zweite Mieter unter dieser Adresse war Heinrich Auerbach, mit dem Leo Fränkel seit 1933 das Warenhaus "L. Rosenberg KG." an der Altendorfer Straße 7 betrieb. Die frühere Hausnummer war 299a + b, da ein Teil der Altendorfer Straße von 1933 bis 1945 Thomaestraße hieß. Bis zu seinem Tod 1932 hatte es Levi Rosenberg mit seiner Frau Mathilde geb. Weinberg (Stolperstein Nr. 299) geführt, seit 1921 unterstützt von Heinrich Auerbach. Heinrich Auerbach und seiner Familie gelang die Flucht nach Palästina.

Wie schon erwähnt hatte Leo Fränkel, bevor er nach Essen zog, mit Max Littmann an der Teichstraße 22 das Agenturgeschäft "Littmann u. Fränkel" gegründet. Ab 1923 wurde das Geschäft um eine mechanische Kleiderfabrik erweitert, die Leo Fränkel später alleine unter dem Namen "Fränkel & Co." betrieb. Von 1928 bis 1933 findet sich als Berufsbezeichnung "Vertretungen". Später beteiligte er sich auch als Partner an einem Pferdegestüt im Rheinland.

Im Januar 1939 wurde die Firma "L. Rosenberg" durch Liquidation aufgelöst. Beteiligt waren als Gesellschafter Heinrich Auerbach und die Kommandatistin Mathilde Rosenberg. Das während der Reichspogromnacht beschädigte Warenhaus wurde im Februar 1939 an eine Essener Firma verkauft. Nach der Reichspogromnacht war Leo Fränkel am 10. November 1938 verhaftet und nach Dachau gebracht worden, wo er am 23. November entlassen wurde und nach Essen zurückkehrte. Sohn Werner emigrierte im Dezember 1938 nach Kenia, Tochter Ilse folgte ihrem Bruder im Juni 1939. Leo und Henriette Fränkel mussten im August 1939 ihre Wohnung in der Dammanstraße verlassen und in ein "Judenhaus" umziehen, Schönleinstraße 46, bevor sie im April 1942 in den Holbeckshof eingewiesen wurden. Henriette und Leo Fränkel versuchten ihren Kindern nach Kenia zu folgen. Leo Fränkel begann Swahili (Suaheli) zu lernen. Aufgrund fehlender finanzieller Mittel bekamen sie kein Visum für Kenia. Am 21. Juli 1942 wurden sie nach Theresienstadt deportiert, am 23. Oktober 1944 erfolgte der Transport nach Auschwitz, wo sie ermordet wurden. Tochter Ilse bekam von einem unbekannten Absender einen Brief, datiert vom 18. August 1942, in dem sie über den Abtransport der Eltern nach Theresienstadt informiert wurde. Das letzte Lebenszeichen, das Werner und Ilse von ihren Eltern erhielten, war ein undatierter und zensierter Brief aus Theresienstadt.

Der 1917 geborene Werner besuchte zunächst die Volksschule, bevor er 1927 zum Helmholtz-Gymnasium wechselte. Nach dem Abitur wollte er dann Betriebswirtschaft studieren. Nach Problemen in der Schule, verließ er das Gymnasium und absolvierte auf Drängen des Vaters eine kaufmännische Ausbildung, laut Meldekarte vermutlich in einem Unternehmen in Duisburg-Hamborn, die er nach eigenen Angaben 1936 abschloss. Die Rückmeldung nach Essen erfolgte aber erst 1937. Offensichtlich plante er zu diesem Zeitpunkt schon seine Emigration, denn in der Wiedergutmachungshilfsakte, gibt er an, dass er aufgrund der geringen Aussichten, im Ausland eine Stellung als kaufmännischer Angestellter zu bekommen, in die Landwirtschaft wechselte und eine Ausbildung im Horster Grashaus Friedeburg/Horsten in Niedersachsen begann. 1938 beantragte er die Zulassung zur landwirtschaftlichen Fakultät an der Universität Bonn, was aber aufgrund des fehlenden Abiturs abgelehnt wurde. Im Dezember 1938 wanderte er dann nach Kenia aus. Dort arbeitete er bis 1942 als Farmlehrling, wurde dann Farm-Manager und später Leiter einer Kaffeeplantage. Er starb 2003. Seine Schwester Ilse folgte ihm im Juni 1939. Ilse besuchte nach der Volksschule ab 1930 die Viktoriaschule mit dem Ziel, nach dem Abitur ein Medizinstudium zu beginnen. Vor Beendigung des Schuljahres 1936 musste sie, wahrscheinlich aus rassischen Gründen (Wiedergutmachungshilfsakte), das Gymnasium verlassen. Im März 1938 ging sie nach Hannover, um im dortigen jüdischen Krankenhaus als Krankenschwester zu arbeiten. Im Juli desselben Jahrs wurde jüdischen Ärzten die Approbation entzogen und sie durften als „Krankenbehandler“ ausschließlich jüdische Patienten annehmen. Diese Situation bewog Ilse und wahrscheinlich vor allem ihre Eltern, eine Auswanderung ihrer Kinder zu beschleunigen. Ilse erhielt durch ihren Bruder eine Stellung in Kenia als Gouvernante auf einer Farm. 1940 heiratet sie Cliff Hughes und bekam drei Söhne. Nachdem ihr Mann in den 1950er Jahren gestorben war und die Lage in Kenia aufgrund der Unabhängigkeitsbestrebungen des Landes unsicher wurde, wanderte Ilse mit ihren Kindern nach Australien aus, wo sie 2013 starb.

Vergleiche

Stolperstein Nr. 345

Literatur

Literatur Haus der Essener Geschichte/Stadtarchiv; Alte Synagoge Essen: Sammlung Fränkel

Bildnachweis Privatbesitz David Hughes

Grund der Verfolgung

Grund der Verfolgung: Jude
Deportiert am: 21.07.1942
Deportiert nach: Theresienstadt

Stolperstein

  • Verlegt am 23.05.2018
  • Adresse: Dammannstr. 94
  • Stadtteil: Südostviertel
  • Steinlage: Link zum Kartenportal