Skip to the navigation Skip to the content

Anreise/Anfahrt

Stolperstein "David Zytnicki"

Geboren am 20.01.1903

Vita

David Zytnicki, geb. 20. Januar 1903 in Warschau, kam nach dem Ersten Weltkrieg mit 16 Jahren ins Ruhrgebiet. Er stammte aus einer bürgerlichen Familie mit vier Kindern. Der Vater hatte ein Café. Vermutlich hatte er eine gymnasiale Ausbildung, da er neben seinen Muttersprachen Polnisch und Jiddisch über Deutsch-, Russisch- und Französischkenntnisse verfügte. Er arbeitete zunächst als Vertreter in einer Wäschefabrik in Köln. Ende der 1920er Jahre war er für eine Gelsenkirchener Möbelfirma tätig und ab 1932 beim Essener Konfektionsgeschäft Jastrow & Ostrowski als Verkäufer und Kassierer angestellt. Von 1933 bis 1937 war er wieder bei einer Kölner Wäschefirma auf Provisionsbasis beschäftigt. Am 2. Juni 1926 hatte er die am 15. Januar 1904 in Altenessen als Tochter von Johann Mantwill und Karoline Dibbel geborene evangelische Helene Mantwill geheiratet. Die Familie Mantwill war aus Ostpreußen zugewandert. Der Vater Johann arbeitete als Bergmann. Helene Mantwill besuchte die Handelsschule mit Abschluss und arbeitete zunächst als Kassiererin, Kontoristin und Buchhalterin in einem großen Essener Möbelhaus, dann in einem Schneideratelier in Berlin. Nach ihrer Rückkehr trat sie eine Stelle bei Jastrow & Ostrowski, wo sie David Zytnicki wiedertraf und heiratete. Da der polnische Staat nur religiös geschlossene Ehen anerkannte, bedeutete die Trauung für Helene Mantwill nicht nur den Verlust der deutschen Staatsangehörigkeit und den formellen Übertritt zum Judentum, sondern auch eine jüdische Eheschließung in der Essener Synagoge. Wenige Wochen später wurde Tochter Judith geboren, 1932 folgte Tochter Henny. Von Altenessen zog die Familie in das Haus Gänsemarkt 18. In der Nähe lag u. a. eine Zuckerwarenfabrik, für die Helene Zytnicka als Buchhalterin arbeitete. Von 1930 bis 1938 war David Zytnicki Vorsitzender des Verbands der Ostjuden. Am 28. Oktober 1938 wurde die Familie verhaftet, in eine Sammelstelle gebracht und mit dem Zug nach Bentschen/Zbaszyn ausgewiesen. Im August 1939 reiste das Ehepaar mit beiden Töchtern nach Warschau. David Zytnicki war im Auftrag des „Judenrats“ im Arbeitsamt für die Vermittlung jüdischer Arbeitskräfte tätig. Helene Zytnicka zog wahrscheinlich nach Errichtung des Ghettos – um die Kinder und sich selbst zu retten – ohne ihren Ehemann mit ihren Töchtern in den sog. „arischen“ Teil der Stadt. Später stand ihr noch eine zweite Wohnung zur Verfügung. Zudem konnte sie den Pass ihrer Schwester nutzen. Vermutlich im Juli 1942, unmittelbar vor Beginn der Deportationen, floh David Zytnicke mit Hilfe in den „arischen“ Teil und wurde von seiner Frau versteckt. Im Juli 1944 rückte die Rote Armee immer näher und Reichs- und Volksdeutsche wurden aufgefordert, Warschau zu verlassen. Bevor Helene Zytnicka mit ihrer jüngeren Tochter evakuiert wurde, suchte sie ihren Mann, der aber verschwunden war. Ein letztes Lebenszeichen von ihm erhielt sie Anfang 1945, eine Postkarte nach Essen. Die ältere Tochter Judith war am Tag der Evakuierung auf der Straße aufgegriffen worden und später (als vermeintliche Polin) zur Zwangsarbeit nach Berlin gebracht worden. Im Januar 1945 floh sie mit Hilfe aus dem Lager und erreichte Mühlberg/Sachsen, wo ihre Mutter und Schwester als „Flüchtlinge“ bei Verwandten untergekommen waren. 1948 kehrten Helene Zynicka und ihre Töchter nach Essen zurück.

Grund der Verfolgung

Grund der Verfolgung: Jude
Deportiert am: 28.10.1938
Deportiert nach: Bentschen (Zbaszyn)

Stolperstein