Zeche "Zollverein, Schacht 12"
Literaturauszüge aus...
"Bergbauhistorischer Atlas für die Stadt Essen"
"Schacht 12
Die wirtschaftlichen Verhältnisse nach dem 1. Weltkrieg und in der Nachkriegszeit sowie der Konkurrenzkampf mit den ausländischen Bergbaubetrieben setzen Ende der 1920er Jahre, ""den organisatorischen Gedanken der Betriebszusammenfassung, der eine ständige Verminderung der manuellen Arbeitskraft unter gleichzeitiger Erhöhung der Maschinenkraft im Gefolge hatte, ... notgedrungen durch“. Der allgemeine Kostenanstieg zu Beginn des 20. Jahrhunderts trägt mit dazu bei, Überlegungen zur Rationalisierung und Zusammenfassung von Betrieben anzustellen. Die Umstellungen der unterirdischen Grubengebäude und die Verbesserungen der Betriebsverfahren über Tage erfordern längere Zeit. Ende 1927 fasst man den Entschluss, die Schachtanlage 4/5/11 leistungsfähig auszubauen. Zur Erhöhung der Förderkapazität ist bereits Schacht 11 abgeteuft, mit zwei neuen Fördermaschinen ausgestattet und der Ausbau der Kohlenaufbereitungsanlage für eine Gesamtleistung von 4.000 t/Tag erweitert worden. Diese Arbeiten werden bis 1931 ausgeführt. Parallel zu diesen Arbeiten wird 1929 der Tagesbetrieb von Zollverein 6/9 stillgelegt und die Kohle unter Tage nach Schacht 1/2/8 gefördert.
Untersuchungen zur Senkung der Kosten der Schachtanlagen 1/2/8 und 3/7/10 zeigen, alle Tagesanlagen sind in den wichtigsten Teilen zu klein oder veraltet. Man entschließt sich, eine völlig neue Tagesanlage Zollverein 12 zu bauen. Diese Anlage soll dann die Förderung von Zollverein 1/2/8, 3/7/10 und 6/9 übernehmen. Die Idee der zentralen neuen Förderanlage stammt von Friedrich Wilhelm Schulze Buxloh, Vorstandsmitglied der Vereinigten Stahlwerke AG und Leiter der GBAG-Gruppe Gelsenkirchen. Albert Vögler, der Vorstandsvorsitzende der Vereinigten Stahlwerke greift diese Idee Schulze Buxlohs auf und stimmt der Verwirklichung zu. Zollverein Schacht 12 trägt aus diesem Anlass später den Namen Albert Vögler, der in den 1970er Jahren wegen der Kontakte Albert Vöglers zum NS-Regime wieder entfernt wird. Zollverein Schacht 12 wird als eine Vision einer automatisch funktionierenden Fabrik streng funktional gebaut. Die Gebäude, bis auf den unteren Teil der Wäsche, werden als Stahlskelettbauten den Funktionsabläufen der technischen Einrichtungen entsprechend mit vorgehängten Fassaden errichtet. Die Tagesanlage Zollverein gilt als die schönste Zeche des Ruhrgebietes und ist die modernste Deutschlands.
Den Schachtansatzpunkt für den neuen Schacht 12 bestimmt man 200 m südlich der Schächte 1/2/8. Der ausgemauerte Schacht erhält einen Durchmesser von 7,50 m für die Errichtung von zwei Förderanlagen. Die Abteufarbeiten beginnen am 9. September 1929 und enden im Jahr 1931 bei einer Teufe von 640 m. Bei 605 m wird die 12. Sohle angesetzt, die bereits auf der Anlage Zollverein 3/7/10 vorhanden ist. 1957 wird der Schacht von der 13. Sohle aufgebrochen und 1969 bis zur 14. Sohle (1.000 m) tiefer geteuft. Die Gesamtanlage ist 1932 für eine Tagesförderung von 12.000 t fertig gestellt und geht am 1. Februar 1932 in Förderung.
Der Schacht hat zwei Gestellförderungen mit je zwei Bühnen. Die Förderkörbe sind für 12 Förderwagen in vier Etagen eingerichtet, so dass bei einmaligem Umsetzen der Förderkörbe, diese über zwei Abzugsbühnen laufen. An Lesebändern werden Berge und Rohförderkohlen getrennt. Die Rohförderkohle gelangt über zwei Aufgabebänder in die Aufbereitung. Die Steinkohlenaufbereitung ist mit Setzmaschinen in zwei Straßen für Grob- und Feinkohle und Mittelprodukt ausgestattet, sowie mit Einrichtungen für die Bunkerung von Rohförderkohle, Staub und Fertigprodukten.
Das Kesselhaus mit Nebengebäuden beinhaltet die Erzeuger für Dampf mit 28 bar Druck in fünf Kesseln und die Kompressoren für die Erzeugung von Niederdruckluft mit 4,5 bar und Hochdruckluft von 200 bar in zwei Kolbenkompressoren. Elektrische Energie wird auf der Anlage nicht erzeugt, sondern über eine Freiluftschaltanlage aus dem 110-kV-Netz des RWE bezogen. Neben den Gebäuden für die Produktionsanlagen gibt es Werkstätt"
"Die Geschichte der Zeche Zollverein"
Die Zeche Zollverein zwischen 1920 und 1926 – Die Phoenix AG
Die Auswirkungen des Ersten Weltkrieges waren im gesamten Ruhrbergbau spürbar. Besonders der Mangel an qualifizierten Arbeitskräften sowie die ausbleibenden Investitionen in technische Erneuerungen führten zu einem allgemeinen Rückgang der Förderquoten. Zudem musste ein großer Teil der Fördermengen als Reparationsleistung an die Siegermächte abgeführt werden. Diese beiden wesentlichen Faktoren führten zwischen 1918 und 1920 zu einer Verknappung der Kohle, sowohl bei der Hausbrandkohle als auch bei der industriell genutzten Kohle. Für die Industrie und besonders die Eisenindustrie bedeutete dies, dass ganze Betriebe stillgelegt wurden oder die Produktion auf ein Minimum reduziert werden musste. In den Eisenwerken, zum Beispiel bei der Phoenix AG, wurden daher Überlegungen angestellt, Steinkohlenzechen an den Konzern anzugliedern, um so von den Kohlenzuteilungen unabhängiger zu werden. Ab 1918 gab es seitens der preußischen Regierung Bestrebungen, den Bergbau zu sozialisieren. Dieses Ansinnen hätte nach Ansicht der Unternehmer vor allem die Steinkohlenzechen getroffen, die nicht mit anderen Industriezweigen betriebswirtschaftlich verbunden waren. Auch die Familie Haniel teilte diese Befürchtungen und versuchte, die Zeche Zollverein entweder an andere Betriebe anzugliedern oder sie zu verkaufen. Die Voraussetzungen dafür, dass die Phoenix AG und die Familie Haniel in Verhandlungen eintreten konnten, waren geschaffen und endeten 1920 mit dem Resultat einer gemeinsamen Betriebs- und Interessengemeinschaft. Die Phoenix AG wurde mit der alleinigen Führung und Verwaltung der Zeche Zollverein betraut und sicherte zu, die Zeche Zollverein ordnungsgemäß auszustatten, zu betreiben und zu erhalten. Mit der Inbesitznahme Zollvereins war aber auch verbunden, dass die Phoenix AG dem Modernisierungsbedarf der teils schon lange und intensiv betriebenen Anlagen nachzukommen hatte. Die Umsetzung dessen erwies sich aufgrund der unsicheren politischen und wirtschaftlichen Lage (Ruhrbesetzung und Inflation) jedoch als schwierig.
Zu den erwähnenswerten Erneuerungen zählt der Abbruch des Malakowturmes von Schacht 2, der durch ein eisernes Fördergerüst mit Schachthalle ersetzt wurde. Die deutlichsten Umgestaltungen wurden auf Schacht 4/5/11 zum Beispiel mit dem neuen Schacht 11 vorgenommen. Er wurde nicht abgeteuft, sondern von unten nach oben aufgebrochen. Die Arbeiten wurden jedoch nur bis zur ersten Tiefbausohle ausgeführt und dann eingestellt, sodass der Schacht die Tagesoberfläche nie erreichte. Die Zeche Zollverein zwischen 1926 und 1934 – Die Vereinigte Stahlwerke AG
1926 wurde die Vereinigte Stahlwerke AG, ein Zusammenschluss der Unternehmen Thyssen, Rheinische Stahlwerke AG, Rheinelbe-Union sowie Phoenix AG für Bergbau und Hüttenbetrieb, gegründet. Die Vereinigte Stahlwerke AG vereinte in sich 20 Prozent der Kohlenförderung und 42 Prozent der Roheisenproduktion und wurde damit der größte Montankonzern auf dem europäischen Kontinent. Vorbild für diesen Zusammenschluss war die 1901 gegründete United States Steel Corporation, der weltgrößte Roheisen und Stahlproduzent. Die Fusion sollte vor allem die Konkurrenzfähigkeit im internationalen Wettbewerb herstellen; zudem sollten die Ressourcen gemeinsam genutzt werden. Dazu wurden weitgehende Rationalisierungsmaßnahmen eingeleitet und Kostenstrukturen optimiert. In den Betrieben wurde zum Beispiel ein einheitliches System zur Kostenerfassung, Buchhaltung und Bilanzierung eingeführt. Darüber hinaus wurden unrentable Betriebe stillge
Literaturquellen
Bergbauhistorischer Atlas für die Stadt Essen, Dr. Karl Albrecht Ruhbach, Karlheinz Rabas Die Geschichte der Zeche Zollverein, Thorsten Seifert
Kurzinfo
- Ungefähre Lage: Stoppenberg
- Stadtteil: Stoppenberg
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