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Denkmalpfad-Tafel "Hellweg"
Standort
- Stadtteil: Steele
- Standort: Tafel an der Straße Hellweg, Ecke Bochumer Landstraße
- Koordinaten: 368390.0 5702016.0
- Ort: Link zum Kartenportal
Inhalt
Der Hellweg
Als Hellweg bezeichnete man im Mittelalter eine große Landstraße, die als Weg für Könige, Heer und Fernhandel diente. In verschiedenen Teilen Westfalens sind in den Urkunden der Zeit zahlreiche Hellwege bezeugt. Dauerhaft hat sich der Name aber nur für die Strecke Duisburg – Höxter erhalten.
Hellweg ist die Bezeichnung für einen lichten breiten Weg. Er wurde auf der Breite "einer Lanzen-Länge", also circa drei Meter, von Bäumen, Gestrüpp und sonstigen Hindernissen freigehalten. Es war ein schmaler einspuriger Weg mit gelegentlichen Ausweichstellen, in die die schweren Räder der Wagen tiefe Spuren gruben, so dass er einem Hohlweg glich.
Der Hellweg war Teil des großen europäischen Handelsweges zwischen dem belgischen Brügge und dem russischen Nowgorod, die längste und älteste West-Ost-Verbindung Europas. Als Römerstraße führte sie von Gallien zum Rhein, als Hellweg aus dem Land der Franken zu den Sachsen. Im Mittelalter war sie Weg der Könige und Kaiser bis an die Weser und Elbe und die wichtigste Landverbindung der Hanse. Auf dieser Straße bewegten sich römische Legionäre, Könige und Kaiser, christliche Missionare, geschäftstüchtige Händler, reitende Boten, Herrscher und Heerführer, Krieger, Gewalttäter und deren Opfer, Propheten und Erfinder, Künstler und Handwerker.
Obwohl der Hellweg seit frühgeschichtlicher Zeit als Wegesystem genutzt wurde, trat er erst seit den Sachsenfeldzügen Karls des Großen als "richtige Straße" in Erscheinung. Mit der Missionierung und Unterwerfung der Sachsen in das fränkische Karolingerreich wurde der Hellweg als Achse zwischen Aachen und Paderborn zur Reichsstraße des Früh- und Hochmittelalters, also zur VIA REGIS (=Königsstraße). Allein Kaiser Otto I., der 938 seinen Hoftag in Steele abhielt, soll etwa 30 mal den Hellweg genutzt haben.
Der Hellweg wurde durch die Anlage von Stützpunkten gesichert. In Abständen von etwa 50 km wurden Zentralstationen mit besonders ausgebauter Pfalz und umfangreichem Königsgut errichtet, das sind Duisburg, Dortmund, Soest, Paderborn und Höxter mit der Abtei Corvey. Dazwischen gab es jeweils zwei kleinere Stationen: Essen und Bochum, Unna und Werl, Erwitte und Geseke sowie Driburg und Brakel. Diese Orte hatten jeweils Abstände von circa 15-20 km, was einem Tagesmarsch des fränkischen Heeres entsprach. Zugleich wurden von den Missionaren an diesen Orten erste Pfarrkirchen und Klöster errichtet.
Die vorteilhafte Lage am Hellweg erwies sich in Kriegszeiten besonders nachteilig, weil die durchziehenden fremden Truppen von den Städten unentgeltlich Kost und Logis erpressten. Von Freisenbruch wird berichtet, dass bei einem Durchzug französischer Truppen kein Hof und kaum ein Mensch überlebte.
In Steele führte der historische Hellweg von Essen kommend über den heutigen Graffweg, den Brinkerplatz, den oberen Kaiser-Otto-Platz, durch das Isinger Tor, der Straße "Hellweg" entlang bis nach Freisenbruch. Hier kreuzt der Hellweg heute die Bochumer Landstraße und führt in Bochum auf den Wattenscheider Hellweg.
Ab 1788 wurde der Hellweg auf dem Gebiet Preußens als Chaussee ausgebaut. Da diese neue, mit Steinen befestigte "Kunststraße" geradlinig angelegt wurde, verlief sie nicht immer genau an der Wegführung des alten Hellweges. In Steele und Freisenbruch kennzeichnet die heutige Bochumer Straße und Bochumer Landstraße den Verlauf der alten Chaussee.
Der Hellweg wurde im Rückblick auf seine Vergangenheit oft verklärt. Allerdings war hierfür nicht der Verkehrsaspekt, sondern die Identifikation des Begriffs "Hellweg" mit dem Heimatgefühl der hier lebenden Menschen ausschlaggebend. So wurden in der ganzen Hellweg-Region Straßen, Gaststätten, Geschäfte und Schulen danach benannt. In Freisenbruch gab es die "Apotheke am Hellweg", die "Hellweg-Stuben" und heute noch die Straße "Hellweg" und die "Schule am Hellweg".
Schulen in Freisenbruch
Bereits um 1588 gab es für den Bereich der Pfarrei Steele, zu der auch Freisenbruch gehörte, eine öffentliche Schule. Die Freisenbrucher Kinder mussten bis nach Steele in die Laurentiusschule gehen, um am Unterricht teilzunehmen.
Nach der Essener Schulordnung von 1786 war die Gemeinde für Schulhäuser, Schulmittel und Lehrer zuständig. Es wurde auch eine allgemeine Schulpflicht eingeführt. Tatsächlich gingen aber wohl nur ein Teil der Kinder regelmäßig zur Schule.
1873 wurde eine neue Schule an der Bergstraße (heute Steeler Bergstraße) eingerichtet, die Schule begann mit 350 katholischen Schülern aus Freisenbruch und Königssteele. Sie trug den Namen "Freisenbruch I", später hieß sie Canisiusschule, heute befindet sich an dem Standort die Katholische Marienschule. 1893 wurde aufgrund der anwachsenden Bevölkerung Freisenbruchs eine neue Schule - Freisenbruch II - für die ersten Klassen hier am Hellweg eingerichtet.
Antoniusschule
Nach der Gründung der eigenständigen Freisenbrucher Pfarrei und dem Bau der Antoniuskirche 1900-1901 nahm auch die Schule den Namen des Pfarrpatrons an. Wegen des starken Zuzugs von Bergleuten vor und nach der Jahrhundertwende wurde die Schule 1894 und 1901 weiter ausgebaut und von 1902 bis 1904 durch Neubauten so erweitert, wie sie weitgehend heute noch aussieht.
Um die Jahrhundertwende gab es eine meist achtjährige Schulzeit. Die Kinder gingen in zwei Tagesetappen zur Schule, morgens von 8-11, nachmittags von 13-16 Uhr. Viele Kinder mussten zwischendurch und nach der Schule arbeiten, entweder zu Hause, auf den Feldern oder in Betrieben. 1914 wurden 893 Kinder in 14 Klassen von 7 Lehrern und 7 Lehrerinnen unterrichtet, also durchschnittlich über 60 Kinder in einer Klasse.
Während der Zeit des Nationalsozialismus wurde die Konfessionsschule in eine Gemeinschaftsschule umgewandelt und erhielt den Namen "Ludendorffschule". Ab März 1943 wurde die Schule wegen Kriegseinwirkung geschlossen, im August 1945 wieder geöffnet und ab Februar 1946 erneut als katholische Volksschule geführt.
1968 wurden die Volksschulen aufgegeben und Grundschulen für die ersten vier Klassen eingerichtet. Dadurch sank die Schülerzahl der Antoniusschule deutlich, so dass das Gebäude am Hellweg zu groß war. Ähnlich erging es der evangelischen Haferfeldschule, so dass ab 1968 das Gebäude der Haferfeldschule von beiden Freisenbrucher Grundschulen gemeinsam genutzt wurde.
Schule am Hellweg
Das Gebäude der ehemaligen Antoniusschule wird heute von der "Schule am Hellweg" als Förderschule genutzt. Zu der Schule gehören drei Standorte: "Horster Berg" an der Dahlhauser Straße, die frühere "Friedrich Fröbel Schule" in Kray an der Buderusstraße sowie die Ursprungsschule hier am Hellweg 179.
Die Förderschule blickt auf eine 105-jährige Geschichte zurück. Die ersten Räume wurden 1912 in der Kaiser-Otto-Schule im Rott eingerichtet. Nach vielen Umzügen, u.a. in die Evangelische Ruhrauschule, wurde 1929 ein Haus an der heutigen Steeler Bergstraße bezogen. Nach weiteren Stationen über die alte Parkschule, Canisiusschule und Fürstäbtissinschule wurde zum Schuljahr 1975/76 das ehemalige Gebäude der Antoniusschule am Hellweg bezogen. Die Förderschule erhielt 1983 ihren jetzigen Namen "Schule am Hellweg".
Die Schule sieht es als ihre Aufgabe an, ihre Schüler zu befähigen, ihr gegenwärtiges und zukünftiges Leben selbstbestimmt und eigenverantwortlich zu führen und am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen. Dies geschieht durch eine Lernförderung, die lebenspraktisch und ganzheitlich ausgerichtet und den Bedürfnissen des Einzelnen angepasst ist. Die Schule am Hellweg versteht sich darüber hinaus als Lobby für ihre Schüler und deren Eltern und unterstützt sie in der Formulierung und Durchsetzung ihrer Interessen.