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Denkmalpfad-Tafel "Straßennamen der Ruhrterrassen"
Standort
- Stadtteil: Steele
- Standort: Tafel an der Straße Mariannenbahn
- Koordinaten: 368132.0 5699559.0
- Ort: Link zum Kartenportal
Inhalt
Straßennamen der Ruhrterrassen
Auf dem ehemaligen Gelände der Klöckner-Tochtergesellschaft "Altwert" wurde in den Jahren 2013-2019 eine neue Wohnanlage errichtet. Wo sich früher Werkstätten, Fallwerke und mehrere Kilometer Gleise zum Abbruch von Industrie- und Zechenanlagen befanden, stehen heute Einzel-, Doppel- und Reihenhäuser auf einer Fläche von 65.000 m².
Namensgebend für die Ruhrterrassen ist eine durch das Wohngebiet laufende Terrassenkante, die das Gelände in einen etwas niedrigeren und einen höheren Bereich einteilt.
Auf Wunsch der Bezirksvertretung 7 – Steele/Kray – hat das Steeler Archiv Namen für die neu angelegten Straßen in diesem Wohngebiet vorgeschlagen, die auch von der Stadt Essen übernommen wurden. Die Namen beziehen sich auf historische Persönlichkeiten aus Horst und die ehemalige Pferdebahn einer Zeche aus dem 19. Jahrhundert.
Mariannenbahn
Zur Erinnerung an die 1852 gebaute circa 7 km lange Pferdebahn der Kohlenzeche "Maria-Anna und Steinbank" in Wattenscheid-Höntrop.
Die Strecke in Normalspur führte über Eiberg und Horst zum Ruhrufer nach Steele, wo die Kohlen zum Weitertransport auf Ruhrschiffe umgeladen wurden. Später wurden die Kohlenwagen auch mit einer Fähre nach Überruhr- Hinsel übergesetzt und dort auf die "Prinz-Wilhelm-Eisenbahn" umgeladen.
Die Bahn erfüllte voll die in sie gesetzten Erwartungen, allerdings ereigneten sich auf der starken Gefällestrecke vom heutigen Hörsterfeld zu den Ruhrwiesen einige Unfälle mit teilweise hohem Materialschaden. Deshalb wurde auf Betreiben des Horster Gemeindevorstehers Knühl ein "Polizei-Regelement" erlassen, bei dem in 19 Punkten festgelegt wurde, wie die Bahn technisch und personell zu betreiben sei. So ist z.B. im § 16 bestimmt: "….die Geschwindigkeit eines Zuges darf nie so groß sein, dass dieselbe die Geschwindigkeit eines Pferdes im Schritt übersteigt".
Bis 1974 gab es bereits eine Straße "Mariannenbahn" in Horst, die aber durch die Bebauung des Hörsterfeldes aufgegeben wurde.
Hermann-Sprenger-Weg
Die Straßenbezeichnung erinnert an eine Persönlichkeit der Horster Industriegeschichte.
Sprenger gründete als Bauunternehmer im Jahr 1909 auf dem heutigen Gelände der Ruhrterrassen die später deutschlandweit bekannte Firma "Hermann Sprenger für Abbrucharbeiten alter Industrie- und Zechenanlagen" sowie eine Schrotthandlung beiderseits des Breloher Steigs. Noch brauchbare Materialien aus den Abbrüchen wurden zu günstigen Konditionen zur Wiederverwendung verkauft.
Für die Betriebsabwicklung befanden sich auf dem Werksgelände umfangreiche Gleisanlagen mit eigenen Lokomotiven, mehrere Krananlagen waren für Be- und Entladungen vorhanden. Zur Schrottzerkleinerung dienten mehrere große Fallwerke, in denen beispielsweise Maschinen mit hochgezogenen schweren Eisenkugeln zertrümmert wurden. Später ging der Betrieb in den Besitz der Firma Klöckner-Altwert über.
2009 wurden die letzten Betriebsanlagen stillgelegt, auf denen viele Horster Bürger Beschäftigung gefunden hatten.
Wilhelm-Vogelsang-Weg
Benennung zur Würdigung der wohl bekanntesten Persönlichkeit der Horster Industriegeschichte.
Wilhelm Vogelsang, geboren 1877, stammte aus (Hattingen) –Niederwenigern. Er erwarb 1910 die Burg Horst, den Steinbruch Silberkuhle und die Horster Mühle. Die Mühle mit ihrem Ruhrstauwehr war ursprünglich als Fruchtmühle sowie in der Herstellung von Farbstoffen und in der Bearbeitung von Gewehren tätig.
Vogelsang plante den Umbau der kompletten Anlage zu einer Karbidfabrik, um darin Karbid für das neuzeitliche Schweißverfahren mittels Azetylen zu erzeugen. Für die Herstellung von Karbid wurden auch große Mengen Strom benötigt, dazu mussten sowohl eine Wasserturbinenanlage sowie eine Dampfturbinenanlage errichtet werden.
Nach späterer Aufgabe der Produktion ging Wilhelm Vogelsang zum Bergbau über und teufte dazu 1938 in der Karbidhalle einen Bergbauschacht ab. Während der Abteufarbeiten verstarb er und seine Frau Antonie führte die Arbeiten an der Zeche Wohlverwahrt weiter. Nach einem Wassereinbruch wurde die Anlage als letzte Steeler Zeche 1962 geschlossen.
Helene-Müller-Weg
Erinnerung an Helene Müller, geboren 1869 im heutigem Haus Dahlhauser Straße 123 als Tochter des Direktors der Horster Eisen-und Stahlwerks "Neu-Schottland“.
Als Kunstliebhaberin beschäftigte sie sich sehr intensiv mit dem Studium der Kunstgeschichte und der Beschaffung bedeutender Gemälde und Skulpturen. Ihre Heirat mit dem vermögenden holländischen Reeder Anton Kröller verschaffte ihr die dazu erforderlichen Mittel. So war sie in der Lage mit über 4.000 Zeichnungen, fast 400 Bildhauerarbeiten und vielen hunderten Gemälden die größte niederländische Kunstsammlung anzulegen. Die Sammlung umfasst alleine 87 Bilder von Vincent van Gogh. 1921 begannen die Arbeiten zum Bau eines Museums für ihre Sammlung. Die Vollendung des Baus im heutigen Naturpark Hoge Veluwe bei Arnheim verzögerte sich aber bis 1938 wegen der schlechten Wirtschaftslage der Firma.
Helene Müller erlebte noch die Eröffnung des Museums und verstarb am 14. Dezember 1938. Mit Hinweisschildern an der Autobahn Ruhrgebiet – Amsterdam wird auf das "Kröller-Müller-Museum" hingewiesen.
Bauer-Knühl-Weg
Wilhelm Knühl (1812-1885) war ein bedeutender Landwirt in der Gemeinde Horst.
Sein Hof befand sich ursprünglich auf dem Gelände, das später durch die Firma Abbruch- und Schrottverwertung Herman Sprenger östlich des Breloher Steigs genutzt wurde. Um 1900 erfolgte die Übersiedlung an den Südrand des heutigen Hörsterfelds, dort bestand der Hof bis zum Bau der Siedlung Anfang der 1970er Jahre.
Wilhelm Knühl war nicht nur Landwirt sondern auch ehrenamtlicher Gemeindevorsteher von Horst sowie Mitglied des Kirchen- und Schulvorstandes. Zahlreiche seiner anschaulich geschriebenen Briefe an die vorgesetzten Dienststellen sind archiviert und geben Zeugnis von seinem Engagement für die Gemeinde. Für den Bau der Mariannenbahn stellte er einen Teil seines Grundbesitzes zur Verfügung, musste sich aber bei seinem Vorgesetzten, dem Bürgermeister von Hattingen, nach Aufnahme des Betriebs mehrfach über die Unfälle auf der Bahn beschweren.