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Anreise/Anfahrt

Denkmalpfad-Tafel "Mahnmal für die Gefallenen des 1. Weltkrieges"

Denkmalpfad Überruhr

Standort

  • Stadtteil: Überruhr-Holthausen
  • Standort: Tafel an der Straße Hinseler Hof, zwischen Hinseler Hof 104 und 114
  • Koordinaten: 366472.0 5698541.0
  • Ort: Link zum Kartenportal

Inhalt

    Das Mahnmal für die Gefallenen des 1. Weltkrieges

    Vor 100 Jahren, im August 1914 begann der Erste Weltkrieg. Auch viele Überruhrer wurden an die Waffen gerufen, über 100 von ihnen kamen nicht mehr zurück. Die meisten starben in den Gefechten an West- und Ostfront, andere galten seitdem als vermisst. Stellvertretend für alle, die in diesem Krieg ihr Leben verloren, ist nachfolgend das Schicksal der Bergmannsfamilie Karl und Theresia Geile, die im Aldenhofer Kotten in Hinsel wohnte und in diesem Krieg ihre beiden ältesten Söhne verlor, näher beschrieben. Der älteste Sohn der Familie, Karl, wurde am 26.12.1890 geboren. Von Beruf Bergmann, wurde er in das Königlich Preußische Infanterieregiment No. 174 einberufen, wo er als Unteroffizier in der 10. Kompanie bei Kriegsausbruch zunächst an der Westfront in Frankreich kämpfte. Im Januar 1915 erfolgte die Verlegung des Regiments an die Ostfront nach Masuren. Im März 1915 erhielt die Familie die traurige Nachricht, dass ihr Sohn in den Kämpfen schwer verwundet und am 11.03.1915 im Feldlazarett I in Holny Mejera (Polen) im Alter von 24 Jahren den „Heldentod“ gestorben sei.

    Der zweitälteste Sohn, Wilhelm Geile, geboren am 20.03.1892, arbeitete ebenfalls als Bergmann, bevor er als Pionier der 2. Kompanie des Königlich Preußischen Pionierbataillon No. 19 in den Krieg zog. Mit Schreiben vom 03.06.1917 erhielt die Familie Geile Nachricht, dass ihr Sohn Wilhelm am 02.06.1917 im Alter von 25 Jahren im Gefecht von Puturos im ehemaligen Jugoslawien verwundet und auf dem Transport zum Lazarett der Sanitätskompanie 101 an seinen schweren Verwundungen gestorben sei.

    Als 1918 der Krieg, in dem mehr als 15 Millionen Soldaten und Zivilisten auf beiden Seiten ihr Leben verloren hatten, zu Ende war, dauerte es noch einige Jahre, bis das Bedürfnis der Überruhrer, für ihre Verstorbenen und Vermissten einen gemeinsamen Ort des Trauerns und Gedenkens zu errichten, realisiert werden konnte.

    Im Jahr 1932 wurde in Überruhr ein Ausschuss gegründet, der sich für den Bau eines Ehrenmals für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges einsetzte.

    Die Aufstellung sollte auf dem von der Gemeinde erworbenen Grundstück an der Straße Hinseler Hof gegenüber dem neuen Holthauser Sportplatz erfolgen.

    Auch heute noch darf man nicht den Zeitgeist vergessen, unter dem das Denkmal einst entstand.

    Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten wurde auf Initiative des „Landwehr- und Kriegervereins“ sowie des „Verschönerungsvereins Überruhr“ 1934 das Ehrenmal als „Kriegerdenkmal für die Helden des Ersten Weltkrieges“ errichtet. Die Grundsteinlegung erfolgte am 17.03.1934. Da das Geld aus den gesammelten Spenden bei Weitem nicht ausreichte, war man froh, dass die Zeche Heinrich unter der Leitung des Bergwerksdirektors Heinz Petersmann die Steine aus dem zur Zeche zugehörigen Steinbruch Christinenruh in (Burg)Altendorf für das Ehrenmal kostenlos zur Verfügung stellte.

    Die Tafel mit den Namen der im Krieg gefallenen und vermissten Überruhrer Bürger sowie die Schale wurden in der Schmiede von Wilhelm Schulte an der Langenberger Straße 446A, nahe der evangelischen Kirche von Wilhelm Schulte und dem Schlosser Heinrich Jodocy gefertigt.

    Die Nationalsozialisten nutzen die feierliche Eröffnung der Gedenkstätte am 02.12.1934, um ihre ideologischen Ideen zu propagieren und die Gefallenen und Vermissten als Helden des Krieges zu rühmen und zu verehren.

    Aufgrund von Vandalismusschäden und mangelnder Standsicherheit musste das Denkmal im September 2005 instandgesetzt werden. In diesem Zuge entschied man sich auch, das Denkmal auf den städtischen Friedhof am Holthuser Tal umzusetzen.

    Bei den Abbrucharbeiten fand der Baggerfahrer Dirk Lerche eine grüne Glasflasche, die dort anlässlich der Grundsteinlegung am 17. März 1934 eingesetzt worden war und bei den Arbeiten zerbrach. Die Flasche enthielt eine handschriftliche Urkunde vom Tage der Grundsteinlegung sowie eine mit Schreibmaschine geschriebene Liste mit den Namen von 105 Gefallenen und 13 Vermissten aus Überruhr. Außerdem waren der Flasche verschiedene Geldscheine und Marken des Winterhilfswerkes beigefügt. Die Funde wurden dem Institut für Denkmalschutz und Denkmalpflege übergeben.

    An dieser Stelle ist zu erwähnen, dass die Auflistung der Namen der gefallenen 105 Soldaten nicht vollständig ist. In den Sterberegistern der Gemeinde Überruhr finden sich fünf weitere Kriegssterbefälle (Bruno Brock, Wilhelm Comes, Karl Grziwa, Johannes Lamm und Adolf Reese), die zum Zeitpunkt der Errichtung des Denkmals bekannt waren. Weitere Informationen zu den einzelnen Personen auf der Tafel können über den QR-Code abgerufen werden.

    Nach dem Ende des zweiten Weltkrieges erfuhren die ehemaligen Kriegerdenkmäler wie das Überruhrer Ehrenmal eine Umdeutung, da sie fortan nicht mehr als Heldendenkmal, sondern als Mahnmal gegen kriegerische Konflikte verstanden werden sollten.

    Noch heute findet am Volkstrauertag eine von der Überruhrer Bürgerschaft organisierte Gedenk-veranstaltung am Mahnmal auf dem Überruhrer Kommunalfriedhof statt, um an die Opfer von Krieg und Gewalt zu erinnern.