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Anreise/Anfahrt

Denkmalpfad-Tafel "Spillenburger Schleuse"

Denkmalpfad Überruhr

Standort

  • Stadtteil: Überruhr-Hinsel
  • Standort: Tafel an der Langenberger Straße, Kurt Schuhmacherbrücke
  • Koordinaten: 366328.0 5700771.0
  • Ort: Link zum Kartenportal

Inhalt

    Die Spillenburger Schleuse (Schleusenhaus Platte)

    Die Schleuse Spillenburg ist die zehnte von insgesamt 16 Schleusen, die zur Zeit Friedrich des Großen zur Schiffbarmachung der Ruhr bis 1780 gebaut wurden.

    Die Schleusen waren nötig, da im Fluss zumeist diagonal aufgeschüttete Steinhaufen (Schlächte), die zur künstlichen Aufstauung für den Betrieb von Mühlen oder zum Fischfang angelegt worden waren, eine durchgehende Schifffahrt unmöglich machten. Eigentümer der Spillenburger Schleuse war der Freiherr von Vittinghoff Schell, der die Schleuse zusammen mit der Rohmannschleuse etwas weiter stromabwärts im Jahr 1774 erbauen ließ. Das Wappen der von Vittinghoff Schell, welches früher in der Backsteinmauer der Schleuse zu finden war, befindet sich heute im Kellerarchiv der Stadtwerke Essen. Die Schleuse mit ihren Holztoren, die in späterer Zeit ausgetauscht wurden, hatte eine Länge von rund 48 m und war 5,65 m breit. Sie wurde auf der linken Flussseite mit einer Stauhöhe von 2,10 m errichtet.

    Im Jahre 1832 wurde die Schleuse auf Grund des immer stärker werdenden Schiffsverkehrs erstmals modernisiert. Nachdem die alte Schleuse durch Bergsenkungen funktionsunfähig geworden war, wurde auf der rechten Flussseite eine neue Schleuse errichtet. Die alte Schleuse wurde verfüllt und als Denkmal bewahrt.

    An jeder Schleuse gab es einen Schleusenverwahrer (Schleusenwärter), zu dessen Auf-gaben die Wartung und kleinere Reparaturen der häufig durch Hochwasser, Treibholz oder Eisgang beschädigten Schleuseneinrichtungen zählten. Darüber hinaus hatte er die Schiffe abzufertigen; er musste dabei „in Persona anwesend sein, um die für den Schleusengang zu entrichtenden Gebühren entgegenzunehmen“. Sämtliche Daten wie Wasserstände, die jeden Morgen um 8 Uhr sowie bei außergewöhnlichem Anstieg oder Fallen des Wasserstandes häufiger zu messen waren, durchgeschleuste Schiffe auf Berg- und auf Talfahrt sowie deren Ladung und Wassertiefe mussten peinlich genau in ein Schleusenjournal eingetragen werden. Unsaubere Eintragungen oder Versäumnisse wurden mit bis zu einem Reichstaler Strafe belegt.

    Es durfte nur am Tage geschleust werden, solange es hell war oder „bey ganz hellem Mondenschein, wenn für die Schleuse gar keine Gefahr zu befürchten sey“. Daher gab es an der Spillenburger Schleuse Übernachtungsmöglichkeiten für die Schiffer.

    Die Bergfahrt von Ruhrort nach Witten, bei denen die Aaken genannten Ruhrschiffe von Pferden getreidelt (auf dem Leinpfad an Seilen gezogen) wurden, dauerte ohne Schleuszeiten 26 Stunden, für die Talfahrt, bei der die Aaken segelten, waren etwa 16 Stunden einzuplanen.

    Auf Grund der häufigen und schnell wechselnden Wasserstände sowie Eisgang war die Ruhr im Durchschnitt nur an zwei Drittel des Jahres schiffbar. Die übrige Zeit blieben die Schiffe am Ufer vertäut und mussten auf bessere Verhältnisse warten. Es kam daher nicht selten vor, dass sich an den Schleusen lange Schlangen von wartenden Aaken bildeten, die die Transportzeit deutlich verlängerten.

    Der erste Schleusenwärter der Spillenburger Schleuse war Franz Platte, der in der „Früchteliste“ von 1795 als Schleusenwärter zusammen mit Ehefrau, 4 Söhnen und 1 Tochter genannt wird. Seine Frau, Anna Christina Beckmann verw. Pfingsten brachte 2 Söhne mit in die Ehe, die am 30.01.1781 geschlossen wurde.

    Der erste gemeinsame Sohn der beiden, Johann Ludger Platte (geb. Juni 1785), wird Nachfolger von Franz Platte im Amt des Schleusenwärters. Johann Ludger Platte heiratet am 30.09.1813 Anna Maria Elisabeth Dörnemann. Am 26.06.1814 wird der Stammhalter Heinrich Arnold Platte getauft, der später wiederum den Schleusenbetrieb und den Landwirtschaftsbetrieb weiterführt. Heinrich Arnold Platte heiratet in erster Ehe Maria Christina Schäfer und später in zweiter Ehe Wilhelmine Holbeck. Am 08.05.1876 gibt Heinrich Arnold Platte bei der Ruhrschifffahrtsverwaltung „auf Grund seines hohen Alters und seines Gesundheitszustandes“ sein Rücktrittsgesuch ein. Als neuer Schleusenwärter wird am 13.05.1876 sein Sohn Johann Platte (geb. 1840) vereidigt. In den Einwohnerverzeichnissen wird dieser noch 1898, 1903 und 1912 unter den Adressen Hinsel No. 58 und Provinzialstraße 40 als Landwirt genannt.

    Sein Sohn Franz Arnold Platte, der 1898 noch als „Oeconomiegehülfe“ im Einwohnerverzeichnis genannt wird, ist der letzte Landwirt und wohnt noch bis zu seinem Tod im Jahr 1951 in diesem Haus.

    Durch ein schweres Hochwasser im Jahr 1890 wurden das Schleusenwärterhaus und das landwirtschaftliche Anwesen so stark beschädigt, dass es neu aufgebaut werden musste. Das „neue“ Haus wurde mittlerweile aufwändig restauriert und ist zusammen mit der alten Schleuse seit dem 06.07.2010 unter der lfd. Nummer 959 als Baudenkmal in die Denkmalliste der Stadt Essen eingetragen.

    Nachdem sich die Eisenbahn als Transportmittel in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts nach und nach durchsetzte, verlor die Ruhrschifffahrt immer mehr an Bedeutung. Mit den letzten Transporten im Jahr 1890 wurde die Ruhrschifffahrt oberhalb von Mülheim eingestellt.