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Denkmalpfad-Tafel "Aussichtspunkt Horster Schleuse"
Standort
- Stadtteil: Burgaltendorf
- Standort: Tafel an der Ruhr
- Koordinaten: 368826.0 5699188.0
- Ort: Link zum Kartenportal
Inhalt
Aussichtspunkt Horster Schleuse
Die Horster Schleuse Der preußische König Friedrich II. ("der Große") ließ ab 1774 die Ruhr schiffbar machen. Damit sollten eine bessere Transportmöglichkeit für die hier gewonnenen Kohlen und so mehr Steuereinnahmen erreicht werden. 16 Schleusen wurden von Langschede im Kreis Unna bis Werden gebaut. Die Eigentümer der Grundstücke wurden mehr oder weniger dazu gedrängt. Der Freiherr von Wendt als Besitzer der Horster Mühle (einer Korn- und Ölmühle) gab diesen Forderungen nur ungern nach. Nach der Fertigstellung aber sah er seine Ausgaben dafür durch die eingehenden Schleusengelder gut amortisiert.
1780 waren alle Schleusen fertig - die Horster Schleuse am südlichen, dem Altendorfer Ufer, bereits 1775. Die Schiffe, Ruhraaken genannt, waren 34 m lang, maximal 5 m breit, hatten einen Tiefgang von 0,8 m und konnten 150 t beför dern. Die Größe der Schleusen war darauf ausgelegt. Der Unterschied zwischen Ober- und Unterwasser betrug 1,06 m. Flussabwärts wurden die Aaken von der Strömung getragen, flussaufwärts zogen Pferde die meist leeren Aaken vom gepflasterten Uferweg aus, dem Treidel- oder Leinpfad.
Der Schleusenwärter wohnte mit seiner Familie in einem Fachwerkhäuschen auf einer kleinen Anhöhe, um vor Hoch wasser sicher zu sein. Er bediente manuell die Schleusentore, kassierte das Schleusengeld und konnte auch den Durst der Schiffsleute, der "Aakenkerls", stillen. Erster Schleusenwärter der Horster Schleuse war ein Seyer aus Höntrop. Ab 1867 wurde es ein Nocke aus Horst. Beim Hochwasser nach der Sprengung der Möhnetalsperre im Mai 1943 musste die Familie Nocke das Haus verlassen.
1866 passierten 1764 Kohlenschiffe die Schleuse. Der Bau der Eisenbahnen brachte bis zum Ende des 19. Jahrhunderts die Kohleschifffahrt auf der Ruhr zum Erliegen. Schon 1796 und 1839/40 waren Reparaturen und Umbauten notwen dig. 1984 wurde die Schleuse in die Denkmalliste der Stadt Essen eingetragen. 1990 war eine neue grundlegende Sanierung abgeschlossen. Dabei wurden auch eine Bootsgasse und eine Fischtreppe angelegt.
Gegenwärtig nutzt die Bezirksregierung Düsseldorf die Schleuse. Sie hat hier die Aufgaben wie die Sicherung des Hochwasserabflusses, die Beseitigung von Uferschäden und Maßnahmen zur ökologischen Verbesserung der Ruhr und ihrer Auen.
Mühlen, Karbidfabrik, Zeche, Wasserkraftwerk
Schaut man vom Standort nach links, sieht man auf der anderen Ruhrseite einen Industriekomplex mit Schornstein. Der Vorläufer dieses Werks, eine Wassermühle, lag allerdings circa 400 m ruhraufwärts. Diese Mühle wurde urkundlich erstmalig 1319 erwähnt und durch das aufgestaute Ruhrwasser angetrieben. Hier wurde 1775 der Maschinenbau er Franz Dinnendahl geboren, dessen Vater die Mühle betrieb. Als Zimmermannsgeselle baute er im Alter von zwanzig Jahren eine Wasserhaltungsmaschine nach eigenen Plänen und von 1801-1803 seine erste Dampfmaschine.
Später wurde die Mühle an den Standort des heute sichtbaren Industriekomplexes ruhrabwärts verlegt und ständig erweitert. Neben Getreide und Früchten wurden auch Farbstoffe gemahlen, zeitweise sind auch aus Steele gelieferte Gewehr- und Pistolenläufe in der Mühle geschliffen worden.
Im Jahre 1910 ersteigerte der Unternehmer Wilhelm Vogelsang (1877-1939), dessen Name mit weißen Ziegeln auch heute noch im 74 m hohen Kamin lesbar ist, nicht nur die Villa Horst, sondern auch die Burg Horst, das Umland sowie die Mühlenanlage mit den Arbeiterhäusern. Nach dem Abriss der alten Mühle begann der Ausbau der Wasserkraftanlage für seine neu errichtete Karbidfabrik. Für die Karbidherstellung wurde sehr viel elektrische Energie benötigt, die durch eine vom Ruhrwasser angetriebene Turbinenanlage erzeugt wurde, welche später 1.300 kWh leistete. Zusätzlich wurden noch durch eine kohlegefeuerte Dampfkraftanlage 4.120 kWh erzeugt. Die Gebäude dazu sowie für ein Lagerhaus wurden unmittelbar neben dem Wasserkraftwerk errichtet. 1932 wurde die Karbidfabrikation eingestellt.
Die Wasserkraftanlage lieferte nun Strom ins öffentliche Netz. Im Jahr 1938 teufte Vogelsang in der ehemaligen Halle der Karbidfabrik einen Schacht für die neue Zeche "Wohlverwahrt" ab. Da Wilhelm Vogelsang während der Bauarbeiten 1939 im Alter von 62 Jahren verstarb, führte seine Witwe Antonie die Arbeiten erfolgreich weiter fort. 1955 wurden mit 237 Mitarbeitern 64.844 t Kohle gewonnen. Infolge eines Wassereinbruchs musste "Wohlverwahrt" nach 23 Jahren Betriebszeit 1962 als letzte Zeche im Großraum Steele schließen. Damit ging hier eine fast 400-jährige Bergbautradition zu Ende.
1977 erfolgte die Stilllegung des alten, unwirtschaftlich und reparaturanfällig gewordenen Wasserkraftwerks, das 1985 zu einem symbolischen Preis von einer DM in den Besitz des Unternehmers Franz Rudolph überging. Dieser baute die Anlage mit sehr großem Aufwand um und rüstete sie mit neuen Turbinen aus. Rund acht Millionen kWh können so jährlich erzeugt und in das Netz abgegeben werden. Teile der ehemaligen Produktionsanlagen stehen heute unter Denkmalschutz und werden von Büros und Betrieben genutzt.
Villa Vogelsang
Schaut man vom Standort geradeaus über die Ruhr erkennt man hoch oben ein Gebäude, dessen Name auf einen der früheren Eigentümer, den Unternehmer Wilhelm Vogelsang zurückgeht.
Errichtet wurde das Gebäude für den Unternehmer Friedrich Ludwig Niemann in den Jahren 1840–1850 und ist im Stil des damals populären Klassizismus gestaltet. Zum Anwesen gehört ein rund 25.000 m² großer privater Park mit altem Baumbestand. Niemann verkaufte das Anwesen 1870 an seinen Prokuristen Heinrich Dammer. 1910 wurde infolge eines Konkurses das Grundstück mit den Gebäuden vom Essener Unternehmer Wilhelm Vogelsang ersteigert, der in der Nähe auf dem Gelände der zeitgleich von ihm ersteigerten Horster Mühle eine Karbidfabrik errichtete und betrieb. Die Familie Vogelsang verkaufte das Anwesen 1947 an das Deutsche Rote Kreuz, das die Villa als Müttergenesungsheim nutzte.
1962 wurde die Immobilie vom Bistum Essen erworben und als Kloster genutzt. Der Unternehmer Reinhard Wiesemann kaufte die Anlage 1994 und nahm bis 1999 eine umfangreiche denkmalgerechte Restaurierung vor. Seitdem befindet sich in der Villa und den Nebengebäuden ein Hotel mit Tagungsstätte, das "Linuxhotel Villa Vogelsang".