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Aufnahme mit Blick auf die Grabung in Überruhr-Hinsel 1966

Blick auf die Grabung in Überruhr-Hinsel 1966

Aufnahme mit Mitarbeitern der Grabung in Überruhr-Hinsel 1966

Mitarbeiter der Grabung in Überruhr-Hinsel 1966

Aufnahme mit Blick in eine der beiden untersuchten Pingen in Heidhausen

Blick in eine der beiden untersuchten Pingen in Heidhausen

Archäologische Spuren zum Bergbau in Essen

(Text aus dem Buch "Archäologische Spuren zum Bergbau in Essen - Vom Steinbeil bis zur Grubenlampe", mit freundlicher Genehmigung von Dr. Hopp)

Bergbau - ein Begriff, der genau wie "Stahl" untrennbar mit dem Ruhrgebiet allgemein und der Stadt Essen im Besonderen verbunden ist. 2018 endete der Steinkohlenbergbau im Pott, Anlass, nach seinen Anfängen zu fragen. Bereits vor 200 Jahren hatte man in Essen mit der Förderung von Kohle im größeren Stil begonnen. Allgemein meint der Begriff Bergbau aber auch die Gewinnung anderer Rohstoffe wie beispielsweise Feuerstein oder Metallerze und reicht so Jahrtausende zurück. Im vorliegenden Buch begibt sich die Stadtarchäologie Essen auf Spurensuche, von den frühesten Belegen aus der Steinzeit bis zur Industrialisierung, als das Ruhrgebiet sein typisches Aussehen erhielt. Besonders zum Thema Steinkohlenbergbau ergeben sich dabei erstaunliche und spannende Einblicke in Essens Unterwelt…

Der Beginn des Steinkohlebergbaus

Kohle – Stahl – Ruhrgebiet, das sind Begriffe, die scheinbar zusammen gehören. Während die Entwicklung stahlerzeugender Verfahren im 19. Jahrhundert für die Industrialisierung dieses Raumes von größter Bedeutung war, liegen die Anfänge der Verwendung von Steinkohle sehr viel weiter zurück.

Da im Essener Süden die Kohleflöze zum Teil an der Erdoberfläche ausstreichen, wird Steinkohle hier schon früh, vielleicht seit der Vorgeschichte, abgesammelt worden sein. Später erfolgte der Abbau in Pingen, oberirdisch angelegten Schürfgruben, den Flözen folgend. Archäologische Forschungen belegen eine Verwendung der Steinkohle in Essen schon in der römischen Kaiserzeit. Hierfür lässt sich ein Beleg aus Essen-Hinsel aus der germanischen Siedlung (2. bis 4. Jahrhundert n. Chr.) anfügen. In der Innenstadt wurde Steinkohle in einer Feuerstelle des 13. Jahrhunderts gefunden und in Heidhausen wurden Steinkohlepingen untersucht, die möglicherweise aus dem 14. Jahrhundert stammen. Silber und Blei wurden etwa seit dem 14. Jahrhundert in Rüttenscheid gefördert.

Zwei Steinkohlepingen in Heidhausen

Für Nordrhein-Westfalen reichen bisher die ältesten historischen Quellen, die einen Abbau von Steinkohlen überliefern, in das 12. Jahrhundert zurück und sie betreffen das Aachener Revier. Für Werden sind mit den unter dem Abt Heinrich Duden entstandenen Rechnungsbüchern, die für das 16. Jahrhundert die Erhebung des Steinkohlenzehnts belegen, schriftliche Zeugnisse für den Steinkohleabbau im Werdener Stiftsgebiet erhalten geblieben.

Wahrscheinlich reichen aber die Anfänge in Nordrhein-Westfalen viel weiter zurück: Vermutlich wurde schon zuvor mittels Pingen nach Steinkohlen gesucht. Dies lässt zumindest ein römisches Pingenfeld in Stolberg-Münsterbusch vermuten. Die dort geförderte Steinkohle soll möglicherweise für die Eisenverhüttung genutzt worden sein.

Von Interesse sind unter dem Aspekt einer möglichen, frühen Nutzung von Kohle zwei Befunde aus Heidhausen. In den zwei Baugruben unweit des Barkhofes fanden sich Steinkohlepingen. Eine 14C-Datierung verweist auf das 14. Jahrhundert, kann aber aufgrund der Bergungssituation nicht als ganz sicher gelten.

Es erscheint aber nicht unwahrscheinlich, dass ein direkter Zusammenhang mit dem nahen Barkhof bestand und ein Abbau der Steinkohle wohl von dessen Bewohnern zur Deckung des Eigenbedarfs erfolgte.