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Gemälde Frühe Kohleförderung an der Ruhr - Stosch 1937

Gemälde Frühe Kohleförderung an der Ruhr - Stosch 1937

Foto Eisenbahn vor dem Essener Hauptbahnhof

Eisenbahn vor dem Essener Hauptbahnhof

Foto Dampflok Essen Hauptbahnhof 1965

Dampflok Essen Hauptbahnhof 1965

Foto Güterzug Bereich Essen Dellwig 1969

Güterzug Bereich Essen Dellwig 1969

Eisenbahnen

Im Mai 1847 erreiche die Köln-Mindener Eisenbahn Essen als erste Eisenbahn mit normalspurigem Dampflokomotivbetrieb. Auf ihrem Weg von Köln über Oberhausen – Gelsenkirchen nach Minden benutzte sie zwischen Frintrop und Katernberg heutiges Essener Stadtgebiet. Der Bahnhof Altenessen lag damals jedoch noch nicht auf Essener Stadtgebiet. Aber nur 7 Monate später erreichte bereits im Dezember des gleichen Jahres die Prinz-Wilhelm- Eisenbahn auf ihrer Strecke von Vohwinkel das Ruhrtal mit dem Bahnhof „Steele gegenüber“.

Vor der Eröffnung dieser ersten großen Eisenbahnen bestanden aber im heutigen Essener Stadtgebiet schon zahlreiche Eisenbahnen als mit Pferdekraft betriebene Schmalspurbahnen, von denen die meisten die Aufgabe hatten, die in den Stollenzechen gewonnenen Kohlen aus den Stollen heraus zur Ruhr zu transportieren. Größere Mengen Kohle ließen sich seinerzeit nur über die schiffbar gemachte Ruhr absetzen.

Die für das heutige Essener Stadtgebiet neuen Dampfeisenbahnen zeigten aber sehr schnell Ihre großen Vorzüge. So ließ sich z.B. die Kohle nun jederzeit und kontinuierlich abtransportieren, da man nicht mehr von Hoch- und Niedrigwasserzeiten sowie der zugefrorenen Ruhr, auf der dann kein Transport möglich war, abhängig war. Zudem konnte mit der Eisenbahn auch wesentlich mehr und in kürzerer Zeit transportiert werden.

In Essen, wie im gesamten Ruhrgebiet, begann sehr rasch der Aufbau eines ausgedehnten Gleisnetzes. Verursacht im Wesentlichen durch die verbesserten Transportmöglichkeiten durch die Eisenbahn war jetzt eine enorme Ausbreitung von Industrie, Handel und Bergbau möglich. Dabei entstanden diese Eisenbahnnetze nicht von staatlicher Seite sondern durch die Initiativen privater Eisenbahngesellschaften, die sich gegenseitig Konkurrenz machten.

Die drei dominierenden Eisenbahngesellschaften, die im Essener Raum tätig waren, waren die schon erwähnte Cöln-Mindener Eisenbahn, die Bergisch- Märkische Eisenbahn mit ihrer Strecke von Bochum über Steele - Essen Hbf. – Mülheim nach Duisburg und die Rheinische Eisenbahngesellschaft, die ihre Hauptstrecke aus Richtung Mülheim-Heißen über Essen-Nord und Kray-Nord nach Bochum errichtete. Bergbau- und Industrieunternehmen hatten oft Gleisanschluss an zwei, die Firma Krupp hatte sogar Anschluss an alle drei Eisenbahngesellschaften. Die Firmen konnten sich die Eisenbahngesellschaft aussuchen, die ihnen die günstigsten Tarifsätze anbot.

Um 1880 erfolgte die Verstaatlichung der privaten Eisenbahngesellschaften zur „Königlich Preußischen Eisenbahn“. Dadurch konnten bisherige Konkurrenzstrecken, die teilweise dicht nebeneinander herliefen, stillgelegt werden. Es erfolgte aber auch der Bau neuer Verbindungsstrecken.

Mittlerweilen hatte sich der Transportbedarf für den Bergbau und die Industrie zu riesigen Transportmengen entwickelt, an die sich das Bahnnetz ständig anpassen musste. Aber auch durch den explosionsartigen Anstieg der Bevölkerungszahlen, verursacht durch die wirtschaftliche Entwicklung – z.B. von 1871 bis 1962 also innerhalb von 97 Jahren um 550 % - musste der Personenverkehr den Bedürfnissen angepasst werden. Dadurch und durch die gestiegenen Aufgaben des Güterverkehrs kam es im Jahre 1895 zur Gründung der Königlichen Eisenbahndirektion Essen.

Anschlussbahnen
Von Anbeginn der ersten Strecken der privaten Eisenbahngesellschaften und auch später bei der Staatsbahn wurden in der Regel in deren Strecken Abzweigweichen in Richtung der Werke eingebaut. Der Bau und der Betrieb der daran weiterführenden Anschlussbahnen in die Werke sowie deren Betrieb wurden in der Regel, unter staatlicher Aufsicht, durch die Werke selbst ausgeführt. Verschiedene Unternehmen schlossen sich auch zwecks rationeller Betriebsdurchführung zu Anschlussbahn-Gemeinschaften zusammen.

Durch die zahlreichen Anschlussbahnen verdichtete sich das Essener Schienennetz noch mehr, nahezu jedes große und mittlere Unternehmen hatte Anschluss an das Eisenbahnnetz.

Rangierbahnhöfe
Die aus den Anschlussbahnen kommenden, beladenen Wagen wurden einem nahelegenden Rangierbahnhof zugeführt, um hier entsprechend in Güterzüge eingestellt zu werden, die größere Distanzen in Richtung des Bestimmungsortes zurücklegten. Umgekehrt mussten von den Entladestationen die Wagen wieder an die Verladeorte zurückgeführt werden. Im Essener Stadtgebiet gab es - von Frintrop im Nordwesten bis Kupferdreh im Südosten - zahlreiche Rangierbahnhöfe. Meist waren an die Güterbahnhöfe sogenannte Ladestraßen angeschlossen, auf denen Umladungen von der Schiene auf die Straße und umgekehrt erfolgen konnten.

Bahnbetriebswerke
Diese Werke waren an mehreren Stellen im Essener Stadtgebiet vorhanden. Hier wurden die Lokomotiven gewartet und mit Betriebsstoffen versorgt. Auch das Lokomotivpersonal wurde von hier disponiert.

Personenbahnhöfe
Obwohl im Ruhrgebiet der Güterverkehr dominierte, richtete die Köln-Mindener Eisenbahn (und später auch die anderen Bahngesellschaften) von Anbeginn auch Personenverkehr ein und baute dazu auch Personenbahnhöfe mit den notwendigen Einrichtungen.

Güterabfertigungen
Gehörten nahezu zu jedem Personenbahnhof, sie wickelten den Express- und Stückgutverkehr ab. Diese Aufgaben hat heute der Lastkraftwagen übernommen.

Allgemein
1924 wurde nach der Verstaatlichung der deutschen Länderbahnen der Betrieb der Eisenbahnen von der neugegründeten Deutschen Reichsbahn Gesellschaft übernommen, deren Betrieb dann 1951 in Westdeutschland von der Deutschen Bundesbahn und nach der Wiedervereinigung 1993 durch die Deutsche Bahn AG übernommen wurde.

Durch Wegfall eines erheblichen Teils der Essener Industrie und des Bergbaus sowie die Ausweitung des Lkw- Verkehrs hat sich die Transportleistung im Güterverkehr der Eisenbahn stark rückläufig entwickelt, so dass die Gleis- und Betriebsanlagen teilweise zurückgebaut werden mussten. 1962 machte der Kohletransport im Ruhrgebiet noch 50 % aller verladenen Güter aus. Von diesen Rückgängen profitieren jetzt die Radfahrer, die die aufgelassenen Strecken nun als Radwege nutzen können.

Aber auch im Personenverkehr mussten Anpassungen erfolgen, wodurch es notwendig wurde auch Personenbahnhöfe im Stadtgebiet zu schließen. Erfreulicherweise wurden aber auch neue Haltepunkte für den Personenverkehr errichtet.

Essen ist heute gut an das allgemeine Eisenbahnnetz angebunden. Neben dem Güterverkehr versorgen ICE, IC Züge, Regional- und S-Bahnen in dichtem Takt den Fern-, Regional- und Nahverkehr. Der geplante Einsatz des Rhein-Ruhr-Express (RRX) dürfte diese Situation im Regionalverkehr noch verbessern.

Januar 2016 Harald Vogelsang